Selbsteinladung: Darf ich mich dazugesellen?

Mit dem Gedanken, sich selbst einzuladen, hat wohl jeder schon gespielt: Zwei Freunde erzählen, dass sie zusammen ins Kino gehen wollen. Man würde gerne mitkommen, aber traut sich nicht zu fragen. Solche Situationen hat ein Forschungsteam um Julian Givi von der West Virginia University in einer Studienreihe unter die Lupe genommen. Wie sie in der Fachzeitschrift »Personality and Social Psychology Bulletin« schreiben, sind Selbsteinladungen häufiger vom Gegenüber erwünscht, als sie tatsächlich geäußert werden.
In acht Studien mit insgesamt rund 1900 Probandinnen und Probanden untersuchten die Forscher Selbsteinladungen zu alltäglichen sozialen Aktivitäten, etwa zu einem Museumsbesuch oder einem Spaziergang durch den Park. Variiert wurde hierbei, in welche Rolle die Probanden versetzt wurden. Entweder nahmen sie die Perspektive derjenigen Person ein, die entscheiden muss, ob sie sich selbst einlädt. Oder sie sollten sich vorstellen, eine Aktivität zu zweit zu planen.
Dazu bekamen die Versuchspersonen die Kurzbeschreibung eines Videoanrufs mit zwei fiktiven Freunden, Jordan und Alex. Eine Hälfte hörte, wie Jordan und Alex einen gemeinsamen Museumsbesuch planten: »Würden Sie Jordan und Alex fragen, ob Sie dazustoßen dürfen?« Die andere Hälfte nahm die Gegenperspektive ein. Sie planten mit Jordan einen Museumsbesuch, und Jordan erwähnt das im Beisein von Alex. Würden sie wollen, dass Alex nachfragt, ob er mitkommen kann? Das bejahten 92 Prozent der Probandinnen und Probanden. Doch nur 59 Prozent derer, die entscheiden sollten, ob sie sich selbst einladen würden, entschieden sich tatsächlich dafür.
In weiteren Studien suchten die Wissenschaftler nach den Gründen für diese Diskrepanz. Demnach gingen teilnehmende Personen, die vor der Entscheidung einer Selbsteinladung standen, eher davon aus, die Gegenseite habe sich bereits aktiv dagegen entschieden, sie einzuladen. Wer in den Plan miteinbezogen war, vermutete dagegen eher, es sei lediglich vergessen oder nicht bedacht worden, weitere Leute einzuladen. Deshalb rechneten die Personen im Fall einer Selbsteinladung damit, die Freunde zu verärgern, was in der Regel aber nicht der Fall war – und sprachen die Selbsteinladung seltener aus.
Die Forschenden prüften außerdem, ob sich ihre Ergebnisse mit sozial erwünschten Antworten erklären lassen. Beispielsweise könnten sich die Versuchspersonen nur deshalb für Selbsteinladungen offen gezeigt haben, weil sie das für die sozial erwünschte Antwort hielten. Jedoch blieb der Effekt bestehen, als sie die individuelle Tendenz zu sozialer Erwünschtheit statistisch kontrollierten.
Zwar beschränkten sich die Studienszenarios auf fiktive oder vergangene Situationen. Und es dürfte von Bedeutung sein, wie eine Selbsteinladung konkret formuliert wird. Doch ermutigen die Autoren dazu, es einfach einmal zu wagen: Wahrscheinlich freuen sich am Ende alle Beteiligten darüber.
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