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Brutpflege bei Achtbeinern: Selten vorbildlicher Spinnen-Papa

Männlichen Spinnen kann man manches nachsagen - nicht aber, dass sie sich besonders liebevoll um ihren Nachwuchs kümmern. Doch keine Regel ohne Ausnahme.
Manogea-Männchen

Spinnenmännchen auf Freiersfüßen sind bekanntlich in akuter Lebensgefahr: Nicht selten verspeisen liebeshungrige Weibchen den Vater ihre Kinder nach dem Akt. Und so ist es kein Wunder, dass die Männchen der Spinnen außerhalb der heißen Paarungszeit üblicherweise eher den Rabenvater geben und einen großen Bogen um Weibchen, ihre Netze und den darin heranwachsenden Nachwuchs machen. Aber keine Regel ohne Ausnahme, wie brasilianische Gliedertierexperten nun berichten: Die männlichen Vertreter der von ihnen studierten kleinen Spezies Manogea porracea kümmern sich gemeinsam mit der Spinnenfrau vorbildlich um Gelege und Nachwuchs und verteidigen es gegen die diversen Gefahren, die unter dem Blattwerk der heimischen Eukalyptusplantagen Brasiliens drohen.

Spinnenpapa mit Eipaketen | Vorbildlicher Vater: Die Männchen von Manogea porracea suchen nach der Paarung nicht das Weite, sondern kümmern sich gemeinsam mit der Mutter um den Nachwuchs – teilweise sogar als Alleinerziehender, wenn die Weibchen Fressfeinden zum Opfer fielen.

Die Forscher haben beobachtet, dass männliche Spinnen nach der Paarung über dem Netz der Weibchen eigene Spinnfaden-Gewölbe bauen, in denen sie auch Beute fangen. Schon das ist ungewöhnlich: Viele Spinnenpapas nehmen nach der Paarung keine Nahrung mehr zu sich und sterben schnell, auch wenn sie nicht von Mama verspeist wurden. Manogea-Männchen suchen stattdessen die Nähe ihrer Partnerin, um dann gemeinsam über dem Gelege Wache zu schieben. Dies scheint im Lebensraum der Tiere dringend nötig zu sein: Die Gelege werden häufig von Spinnen fressenden Spinnen und Brutparasiten attackiert und geplündert. Neben dem Wachdienst übernehmen die Manogea-Väter zudem sogar Haushaltstätigkeiten; sie wischen etwa Regentropfen vom Gelege, um es trocken zu halten. Entfernt man die wachsamen Eltern testweise, so überleben etwa drei von vier Babyspinnen nicht, berichten die Forscher.

Warum gerade bei Manogea porracea ein für Spinnen sonst untypisches Geschlechterverhalten auftritt, ist den Forschern noch ein Rätsel: Die Spezies unterscheidet sich sonst kaum von ähnlichen Arten in den Tropen. Bemerkenswert ist aber, dass die weiblichen Spinnen in freier Wildbahn offenbar auch stark gefährdet sind: Den Forschern ist aufgefallen, dass am Ende der Brutperiode sehr viele Weibchen verschwunden waren und 68 Prozent der Gelege nur noch vom Männchen bewacht wurden. Offenbar fallen viele der vergleichsweise fetten Spinnenfrauen hungrigen Jägern zum Opfer – unklar ist jedoch, warum dieses Schicksal gerade die Weibchen dieser Art so häufig trifft, dass die Männchen auf für Spinnen so ungewöhnliche Weise einspringen müssen.

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