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Zentrum der Milchstraße: Seltene Supernova im Schatten des Schwarzen Lochs

Nahe dem Mittelpunkt unserer Galaxie explodierte einst ein Stern. Vermutlich lief diese Supernova sehr exotisch ab, wie neue Aufnahmen aus dem Weltall zeigen.
Zentrum der Milchstraße (Röntgenstrahlen blau, Radiowellen rot)

Wer mit den besten Teleskopen ins 26 000 Lichtjahre entfernte Zentrum unserer Galaxie blickt, sieht dort vor allem Gas und Staub. Das Material bildet eine weit ausgedehnte Wolke im Osten des supermassereichen Schwarzen Lochs Sagittarius A*. Auf Aufnahmen ist der Mittelpunkt der Sagittarius A Ost genannten Wolke gerade mal 8,5 Lichtjahre vom Schwarzen Loch entfernt. Astronomen sind sich seit Langem sicher: Hier ist einst ein Stern explodiert und hat seine Trümmer im umliegenden Weltall verteilt.

Doch um was für eine Explosion handelte es sich? Astrophysiker kennen mittlerweile eine Vielzahl verschiedener Typen von Supernovae, die sich in ihrem Ablauf zum Teil stark unterscheiden. Das gewaltsame Ereignis im Zentrum der Milchstraße könnte hierbei in eine mysteriöse, noch wenig erforschte Kategorie fallen, berichtet nun ein internationales Forscherteam um Yang Chen von der Nanjing University.

Diese Supernova vom Typ 1ax ist mit der Lehrbuchexplosion vom Typ 1a verwandt: Bei letzterer saugt ein weißer Zwergstern nach und nach Masse von einer benachbarten Sonne ab, bis er eine von der Physik vorgegebene Massegrenze überschreitet. Ab diesem Chandrasekhar-Limit wird die Materie so stark komprimiert, dass Atome massenweise fusionieren, ähnlich wie nach der Zündung einer Wasserstoffbombe. Binnen Sekunden zerreißt es dabei den gesamten Zwergstern, wobei die Explosion laut Lehrbuch stets ähnlich viel Strahlung freisetzt.

Zentrum der Milchstraße | Der Supernova-Überrest Sagittarius Ost und das Schwarze Loch Sagittarius A* auf einer Kompositaufnahme (blau: Röntgenstrahlung, rot: Radiowellen).

Manchmal sterben Weiße Zwerge aber auch anders. Im Lauf der Jahre haben Astronomen wiederholt Explosionen der Sternleichen beobachtet, die weniger hell ausgefallen sind und bei denen Materie mit geringeren Geschwindigkeiten und einer anderen chemischen Zusammensetzung davongeschleudert wurde. Mittlerweile hat sich hierfür der Name Typ 1ax etabliert. Möglicherweise explodiert hierbei ein Stern deutlich unterhalb des Chandrasekhar-Limits, da auf seiner Oberfläche etwas vorschnell eine thermonukleare Kettenreaktion in Gang kommt. Die Brennfront würde sich in diesem Fall langsamer ausbreiten und womöglich nur einen Teil des Sterns zerfetzen.

Der Supernova-Überrest im Zentrum der Milchstraße könnte der erste Vertreter dieser Klasse sein, den man in unserer Galaxie aufgespürt hat, schreibt das Team um Yang Chen. Darauf deuten zumindest Aufnahmen des Weltraumteleskops Chandra hin, laut denen die Wolke von Sagittarius A Ost vergleichsweise viel Nickel und Mangan enthält. Dies würde man bei einer Supernova vom Typ 1ax erwarten. Hochrechnungen zeigen, dass noch weitere der gut 300 bekannten Supernova-Überreste in unserer Galaxie zu dieser Kategorie gehören sollten. Um dies zu bestätigen, müsste man die Regionen aber genauer als bisher untersuchen.

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