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Genuss: Seltsam macht glücklich

Schon mal Popcorn mit Stäbchen gegessen? Es könnte sich lohnen. Denn Dinge auf ungewöhnliche Art und Weise zu tun, hilft uns, dabei wieder mehr Freude zu empfinden.
Paar koprüber auf dem Sofa

Ob Pizza, Eis oder Schokolade – für die meisten Menschen verliert das Lieblingsessen irgendwann an Reiz. Und selbst der Lieblingsfilm fühlt sich nach dem fünften Mal Anschauen einfach nicht mehr so an wie beim ersten Mal. Abhilfe könnte da ein Trick schaffen, wie Ed O'Brien von der University of Chicago und Robert W. Smith von der Ohio State University im Fachmagazin »Personality and Social Psychology Bulletin« berichten: alltägliche Dinge einfach mal auf ungewöhnliche Art und Weise tun.

Die Wissenschaftler bestellten rund 70 Probanden zum Popcornessen in ihr Labor. Während die eine Hälfte gebeten wurde, sich die Körner einzeln und langsam per Hand in den Mund zu schieben, mussten die übrigen Teilnehmer die Süßigkeit mit Stäbchen essen – und konnten sie so offenbar mehr genießen, wie eine anschließende Befragung offenbarte. In einem anderen Experiment sollten 300 Versuchspersonen sich selbst kuriose Methoden überlegen, ein Glas Wasser zu trinken. Die Teilnehmer warteten dabei mit allerhand ungewöhnlichen Ideen auf: zum Beispiel, die Flüssigkeit aus einem Martiniglas zu schlürfen, aus einem Briefumschlag zu kippen oder sie wie ein Hund mit der Zunge aus einem Schälchen zu schlabbern. Auch hier genossen Probanden, die ihren skurrilen Vorschlag anschließend in die Tat umsetzten, die Erfrischung mehr als eine Kontrollgruppe, die das Wasser ganz normal aus einem Glas trank.

O'Brien und Smith vermuten, dass die ungewöhnlichen Essmethoden den Versuchspersonen dabei halfen, sich ganz genau auf die Erfahrung zu konzentrieren, so, wie man es auch macht, wenn man etwas zum allerersten Mal tut. Durch die Stäbchen habe das Popcornessen für die Teilnehmer praktisch wieder den Reiz des Neuen bekommen und sei deshalb eine besonders angenehme Erfahrung gewesen. Laut O'Brien und Smith könnte das auch den Charme von Restaurants ausmachen, die ihren Gästen etwa die Möglichkeit bieten, im Dunkeln zu speisen. Dafür spricht etwa die Beobachtung, dass der Effekt nicht besonders lange anzuhalten scheint: Baten die Wissenschaftler ihre Probanden, ihr Essen wenig später ein zweites Mal auf die gleiche ungewöhnliche Weise zu sich zu nehmen, verspürten diese keine zusätzliche Freude mehr.

Wer im Alltag einen kleinen Glückskick benötigt, könnte also zum Bespiel bei der nächsten Pizzabestellung versuchen, jedes Stück ein wenig anders zu essen, schlagen die Forscher vor: das erste mit den Händen, das zweite mit Messer und Gabel, das dritte zusammengerollt … Oder das alte Sofa, dessen man inzwischen überdrüssig geworden ist, einfach mal in einen anderen Raum zu verfrachten, anstatt es gleich zu entsorgen. Denn der Trick funktioniert nicht nur beim Essen: Auch ein kurzes Video fanden die Teilnehmer zum Beispiel beim wiederholten Anschauen interessanter, wenn sie es durch eine »Brille« ansehen sollten, die sie zuvor mit Daumen und Zeigefingern geformt hatten. Sie wollten sich anschließend den Film sogar eher auf ihren eigenen Rechner herunterladen, um ihn noch ein weiteres Mal anschauen zu können.

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