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Sexualität: Worunter die Deutschen im Bett am meisten leiden

Probleme im Schlafzimmer sind ziemlich verbreitet. Oft hapert es an der Lust, doch andere Beschwerden bereiten größeren Kummer.
Füße eines Paares unter einer Bettdecke

Mehr als jeder zweite Mann und fast drei von vier Frauen hatten schon einmal sexuelle Probleme. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative deutsche Studie, die erstmals anhand des neuen Diagnosemanuals ICD-11 der Weltgesundheitsorganisation Probleme mit der Sexualität erhoben hat. Das Team um den Sexualmediziner Peer Briken vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf befragte dafür jeweils rund 5000 Männer und Frauen zwischen 18 und 75 Jahren.

Wie die Forschenden im »Deutschen Ärzteblatt« berichten, war bei beiden Geschlechtern ein vermindertes sexuelles Verlangen die häufigste unter den erfragten sexuellen Beschwerden. Mehr als jede zweite Frau und fast jeder dritte Mann hatte nach eigener Auskunft schon einmal Phasen, in denen er oder sie wenig Lust auf Sex verspürte. Doch nur ungefähr jede(r) Fünfte unter ihnen fühlte sich davon stark beeinträchtigt. Damit war die Symptomatik bei rund jedem 20. Mann und jeder 10. Frau schon einmal so ausgeprägt, dass die Kriterien für eine sexuelle Dysfunktion erfüllt waren.

Orgasmusstörungen kamen bei Frauen ebenfalls etwa doppelt so häufig vor wie bei Männern. Als größte Belastung empfanden sie allerdings sexuell bedingte Schmerzen: Jede zweite Betroffene litt deutlich darunter. Männer fühlten sich durch Erektionsprobleme am stärksten beeinträchtigt; auch das galt für jeden zweiten Betroffenen. Bei Frauen nahmen sexuelle Dysfunktionen bis zur Lebensmitte zu, bei Männern bis ins Alter. Doch beide Geschlechter litten mit zunehmenden Lebensjahren weniger darunter.

Die Forschungsgruppe räumt ein, dass ihre Studie die wahre Verbreitung sexueller Dysfunktionen unterschätzen könnte. Nur rund 30 Prozent der ursprünglich ausgewählten Stichprobe hatten an der Befragung teilgenommen – möglich also, dass sich Menschen mit sexuellen Störungen seltener dazu bereitfanden. Denkbar wäre auch, dass sie (sich) etwaige sexuelle Probleme nicht eingestehen wollten, selbst wenn sie die Fragen allein am Computer beantworteten.

Dennoch vermuten Briken und sein Team, dass die Häufigkeit sexueller Störungen bislang überschätzt wurde. Das neue Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation käme der Realität näher, argumentieren sie. Demnach müssen sexuelle Probleme mit einem bedeutsamen Leiden verbunden sein und über mehrere Monate anhalten oder wiederkehren, um die Kriterien für eine Dysfunktion zu erfüllen. Ob eine organische Ursache bekannt ist, spielt dabei keine Rolle. Sehr verbreitet sind sexuelle Störungen beispielsweise in der Schwangerschaft. Wie eine britische Studie Anfang 2021 zeigte, fühlten sich im zweiten Trimester mehr als 50 Prozent und im dritten Trimester 86 Prozent der Frauen in ihrer Sexualität beeinträchtigt.

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