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Sicher helfen: Wie hilft man bei Verbrennungen?

Kochendes Wasser, offenes Feuer oder heißer Dampf: Verbrennungen passieren leicht. Warum Kühlen mit eiskaltem Wasser nicht die beste Idee ist und wie man helfen kann, kurz erklärt.
Ein Kind steht vor einem Herd, auf dem ein Topf mit kochendem Wasser steht.
Verbrennungen und besonders Verbrühungen gehören zu den häufigsten Unfällen im Kindesalter.

Achtung: Dieser Text bietet lediglich einen Überblick über Erste-Hilfe-Maßnahmen. Er ersetzt keinen Erste-Hilfe-Kurs. Kursangebote bieten unter anderem das Deutsche Rote Kreuz, die Malteser, die Johanniter, der Arbeiter-Samariter-Bund und auch viele private Ausbildungsstellen in ganz Deutschland an.

Sie bereiten gerade das Abendessen zu und backen im Ofen Kartoffelspalten. Sie decken den Tisch, als sie ihr Kind aufschreien hören. Als Sie in die Küche rennen, steht es vor dem geöffneten Ofen und hält sich weinend die Hand.

Was ist los?

Ihr Kind hat sich wahrscheinlich an der Hand verbrannt, als es an den Ofen oder eine heiße Kartoffelspalte fasste. Verbrennungen entstehen, wenn starke Hitze auf die Haut und das darunterliegende Gewebe einwirkt und sie verletzt. Die Schädigung kann durch den Umgang mit offenem Feuer, heißen Flüssigkeiten, Dämpfen, Gasen oder Gegenständen entstehen sowie durch einen Stromunfall, zu starke Sonneneinstrahlung, Reibung oder eine Explosion.

Verbrennungen werden je nach Tiefe der Verletzung in vier Schweregrade eingeteilt: Bei einer Verbrennung ersten Grades ist die oberste Hautschicht, die Epidermis, geschädigt. Die Haut ist rot, schwillt an und tut weh, heilt aber vollständig und ohne Narben ab. Bilden sich zusätzlich Blasen, ist auch die mittlere Hautschicht, die Dermis, verletzt. Dann liegt eine Verbrennung zweiten Grades vor. Sie kann ebenfalls ohne Narben abheilen, wenn die Dermis nur oberflächlich betroffen ist. Das ist daran erkennbar, dass die Wunde stark schmerzt. Ist die Verletzung allerdings kaum schmerzhaft, haben die Nervenendigungen Schaden genommen. Das spricht für eine tiefer gehende Verbrennung zweiten Grades, die narbig verheilt. Verbrennungen dritten Grades betreffen auch die unterste Hautschicht, die Subkutis. Die Wunde sieht schwarz, weiß oder grau aus, schmerzt nicht mehr und heilt nicht von allein ab. Geht die Verbrennung bis auf Muskeln, Sehnen und Knochen herunter, liegt eine Verbrennung vierten Grades vor.

Warum ist das gefährlich?

Im Jahr 2020 hat das Verbrennungsregister der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin 3558 Menschen verzeichnet, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, darunter 2595 Kinder. 11,3 Prozent der erfassten Erwachsenen starben an den Folgen ihrer Verbrennungen, alle Kinder überlebten. Entscheidend für den Krankheitsverlauf ist, wie groß und tief die Verletzungen sind und ob Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus bestehen. Frauen sterben häufiger an Verbrennungen als Männer.

Mögliche Komplikationen wie Wundinfektionen mit nachfolgender Blutvergiftung oder eine Unterkühlung beeinflussen maßgeblich die Heilung. Großflächige Verbrennungen gehen mit hohem Flüssigkeits- und Proteinverlust einher und bergen das Risiko für Atemprobleme und Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe. Außerdem droht eine lebensgefährliche Verbrennungskrankheit: Dabei kommt es zum Kreislauf- und Organversagen und einer starken Entzündungsreaktion im ganzen Körper. Atmet man heiße, giftige oder ätzende Gase ein, können die verletzten Atemwege anschwellen und die Atmung behindern.

Sicher helfen

Erste Hilfe rettet Leben. Wenn jemand in eine medizinische Notsituation gerät, sind wir deshalb alle verpflichtet, zu helfen. Trotzdem zögern viele Menschen im Ernstfall, oft aus Angst vor Fehlern. Diese Unsicherheit muss aber nicht bleiben. In unserer Serie »Sicher helfen« erklären wir, was im Notfall zu tun ist: Wie erkennt man eine Vergiftung? Welche Informationen braucht der Notruf? Und wann muss man reanimieren?

Wie kann man helfen?

Bei einem Feuer bringt man Betroffene in Sicherheit, wenn man sich dabei nicht selbst in Gefahr begibt, und alarmiert den Notruf 112. Brennende Kleidung löscht man mit einer Löschdecke, Wasser oder durch Herumrollen der betroffenen Person auf dem Boden. Sofern sie nicht mit der Haut verkrustet sind, entfernt man Kleidung und Schmuck in der Nähe der verbrannten Stelle. Dabei trägt man Handschuhe. Auf der Haut eingebrannte Kleidung oder Gegenstände sollten nur von Fachpersonal entfernt werden.

Welche Hilfsmaßnahmen sinnvoll sind, hängt vom Schweregrad und der Ausdehnung der Verbrennung ab. Letztere kann man anhand der Handflächenregel abschätzen: Sie besagt, dass die Handfläche einer Person ein Prozent ihrer Körperoberfläche ausmacht. Bei kleinflächigen, leicht schmerzhaften Verbrennungen bis maximal fünf Prozent der Körperoberfläche benetzt man die betroffenen Stellen sofort für zehn Minuten mit lauwarmem fließendem Wasser. Eiswürfel und Kühlpacks sind grundsätzlich zu vermeiden, da sie dem Gewebe schaden können. Heiße oder brennende Substanzen wie Öle, Fette oder Teer direkt auf der Haut kühlt man mit Wasser ab, entfernt sie aber nicht. Dabei bestünde die Gefahr, Haut und Gewebe mitzureißen. Bei Verbrennungen im Gesicht sorgen feuchte Tücher für Erleichterung. Großflächige oder schmerzlose Brandwunden sollten von geschultem Personal behandelt werden. Sie werden nicht gekühlt, weil sonst die Gefahr einer Unterkühlung besteht. Auch bei Kindern ist Vorsicht geboten: Bei ihnen benetzt man nur die Extremitäten mit Wasser. Säuglinge kühlt man gar nicht.

Wenn man einen keimfreien Verband zur Hand hat, kann man die Wunde damit locker verbinden. Sonst bleibt sie zunächst unbedeckt. Brandblasen sollte man nicht öffnen und auch keine Hausmittel wie Mehl oder Puder auftragen. Weil sie besonders anfällig für Krankheitserreger sind, dürfen die offenen Wunden außerdem nicht mit unsterilen Verbänden bedeckt werden. Bis die Rettungskräfte eintreffen, beobachtet und beruhigt man die Person. Atmet sie normal, ist aber bewusstlos, bringt man sie in die stabile Seitenlage. Bewusstlose, die nicht normal atmen, müssen sofort wiederbelebt werden.

Wie geht es weiter?

Die Rettungskräfte kontrollieren Atmung und Kreislauf. Gerade wenn die Atemwege durch Rauch verletzt worden sind, geben sie Sauerstoff über eine Maske oder beatmen die Betroffenen über einen Schlauch. Über mehrere Gefäßzugänge verabreichen sie Flüssigkeit und bei Bedarf Schmerzmittel. Sind die Verbrennungen großflächig, tief oder an Händen, Füßen, Gesicht oder Genitalien, werden die Betroffenen zur Weiterbehandlung in ein Verbrennungszentrum gebracht: Verbrennung ersten Grades werden mit Salben versorgt, oberflächliche zweitgradige Verbrennungen zusätzlich mit einem Wundverband. Bei tiefen zweit- und drittgradigen Verbrennungen entfernen die Mediziner das abgestorbene Gewebe meist in einer Operation und bedecken die Wunde mit gesunder Haut des oder der Patientin. Viertgradig verbrannte Extremitäten müssen manchmal amputiert werden.

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