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Badeunfälle : Kinder oft unvorbereitet auf das Schwimmen in freien Gewässern

Auch Kinder, die schwimmen können, sind in Seen und Flüssen gefährdet. Das Training im Schwimmbad reicht häufig nicht aus, um in natürlichen Gewässern zu bestehen.
Ein Kind schwimmt in einem ruhigen See, umgeben von einer Gruppe Enten. Im Hintergrund sind bewaldete Hügel und Berge unter einem bewölkten Himmel zu sehen. Die Szene vermittelt eine friedliche und natürliche Atmosphäre.
Ab ins kühle Nass – aber vorbereitet! Auch beim Freiwasserschwimmen macht Übung die Meisterin.

Kinder werden durch das typische Schwimmenlernen im geheizten Becken oft nur ungenügend auf das Baden im Freien vorbereitet. Das zeigt eine norwegische Studie, die Anfang Juni 2025 in der Fachzeitschrift »Physical Education and Sport Pedagogy« erschienen ist. Gegen Strömung und die Kälte natürlicher Gewässer sind Kinder gegen Ende der Grundschulzeit, obwohl sie schwimmen können, demnach bloß unzureichend gewappnet. Ein bekanntes Problem: Kaltes Wasser sinkt unter warmes, sodass Seen auch im Sommer unerwartet kühl sein können, wenn man hineinspringt oder -fällt. Die Temperaturschwankungen können dann sehr gefährlich werden.

Wissenschaftler um Jon Sundan an der norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie in Trondheim untersuchten 83 Kinder, 44 Mädchen und 39 Jungen, im Alter von neun und zehn Jahren. Das Forschungsteam beobachtete, wie sie in einem Becken und in einem ruhigen See schwammen, und stellte den Kindern dabei beide Male dieselben Aufgaben. So durften sie zuerst entscheiden, ob sie sich zum Beispiel ins Wasser fallen lassen wollten oder lieber eine Leiter nahmen. Im Becken schwammen sie 100 Meter auf dem Bauch, 100 Meter auf dem Rücken und ließen sich drei Minuten treiben. Da der See 11 bis 13 Grad kühler war als das Wasser im Schwimmbad, halbierten die Forscher hier alle Strecken – wie auch die Zeit, in der die Kinder sich treiben lassen sollten, damit sie nicht unterkühlten. Die Kinder konnten bei jeder Aufgabe maximal vier Punkte sammeln. Schwammen sie zum Beispiel eine ganze Bahn durch, ohne sich an einer Schwimmleine festzuhalten oder Pause zu machen, bekamen sie vier Punkte. Die Forscher verglichen die Gesamtpunktzahlen, die jedes Kind im Becken und im See erreicht hatte.

Das Ergebnis: Fast die Hälfte der Kinder schnitten im See deutlich schlechter ab. Ins Becken ließen sich die meisten fallen, während ungefähr ein Viertel von ihnen sich lieber vorsichtig ins Seewasser gleiten ließen. Dort musste ihr Körper dann gegen die Kälte arbeiten. Die Forscher vermuten, dass sie sich deshalb mehr anstrengen mussten, um sich bewegen zu können, und auch für Atmung und Herzschlag mehr Energie brauchten. Hinzu kam, dass sie den Grund des Sees nicht sahen und sich insgesamt schlechter orientieren konnten. Insgesamt blieb ihnen daher wohl weniger Kraft fürs Schwimmen übrig. Kurzum: Was sie im Hallenkurs gelernt hatten, konnten sie kaum auf das Schwimmen im See übertragen. Das Fazit der Forscher: Kinder müssen lernen, mit den Bedingungen natürlicher Gewässer umzugehen, um sich besser vor Ertrinken und anderen Gefahren zu schützen.

  • Quellen
Sundan, J. et al., Physical Education and Sport Pedagogy 10.1080/17408989.2025.2512754, 2025

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