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Psyche und Gehirn: Sind Depressionen Vorboten der Demenz?

Kündigen depressive Symptome bei älteren Menschen eine spätere Demenzerkrankung an? Eine neue Untersuchung findet Hinweise darauf.
Zerfallendes Gehirn

Menschen, die an Demenz leiden, kämpfen oft auch mit Depressionen. Aber lässt sich anhand solcher psychischen Symptome womöglich auch bereits im Vorhinein bestimmen, wer später einmal an Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz erkranken wird? Dieser Frage ist nun ein Team um Arfan Ikram von der Erasmus-Universität in Rotterdam nachgegangen und entdeckte: Depressive Symptome, die im Lauf der Zeit zunehmen, scheinen tatsächlich auf ein erhöhtes Demenzrisiko hinzudeuten.

Die Forscher werteten Daten von mehr als 3300 Erwachsenen über 55 Jahre aus, die an Depressionen litten, zunächst aber frei von Demenz waren und seit 1990 an der großen Rotterdam-Studie in den Niederlanden teilgenommen hatten. Da die Probanden über Jahre hinweg begleitet wurden, konnten Ikram und Kollegen erstmals genauer analysieren, wie sich die depressiven Symptome und etwaige kognitive Schwierigkeiten über einen längeren Zeitraum entwickelten. Anhängig vom Verlauf ihrer Depression unterteilten die Wissenschaftler die Teilnehmer in fünf Gruppen: Jene Probanden, die durchgehend unter leichten depressiven Symptomen litten; jene, die zu Beginn der Studie unter schweren Depressionen litten, die sich dann aber besserten; eine Gruppe, in der die Depression im Lauf der Zeit langsam schlimmer wurde; Probanden, deren Symptome sich im Lauf der Zeit verschlimmerten, dann aber wieder besser wurden und Teilnehmer, die sich kontinuierlich in einer schweren depressiven Phase befanden.

Insgesamt entwickelten 434 Versuchsteilnehmer im Lauf der Jahre eine Demenz, die meisten von ihnen die Alzheimerkrankheit. Deutlich erhöht war das Risiko aber nur bei jenen, deren Depression milde begann und sich dann stetig verschlimmerte – es lag bei rund 22 Prozent im Vergleich zu 10 Prozent bei jenen Teilnehmern, die durchweg nur leichte depressive Symptome zeigten. Vorübergehende, schwere depressive Episoden beeinflussten das Demenzrisiko dagegen nicht.

In den Augen von Ikram und Kollegen stützen diese Befunde die Theorie, dass sich langsam verschärfende Depressionssymptome bei älteren Menschen eine Art frühes Demenzstadium darstellen könnten. Wie genau beides zusammenhängt, ist aber noch unklar. So könnte es zum Beispiel sein, dass bestimmte Depressionsverläufe die Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen begünstigen – oder dass beide Phänomene einfach nur eine andere gemeinsame Ursache haben. Das sollen nun weitere Untersuchungen klären.

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