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Hilfsbereitschaft: Sind Schimpansen doch nicht altruistisch?

Laut neuen Experimenten ist den Menschenaffen das Wohl von Artgenossen gleichgültig. Weder helfen noch stören reizt sie, wenn für sie selbst nichts dabei herausspringt.
Schimpansen

Schimpansen handeln überhaupt nicht selbstlos, und bisherige Ergebnisse, die darauf hindeuteten, waren bloße Täuschung. Das behauptet jetzt eine Arbeitsgruppe um Keith Jensen von der University of Manchester auf der Basis von Verhaltensexperimenten an insgesamt 16 Schimpansen aus einem Schutzgebiet in Uganda. In diesen Versuchen überprüfte die Arbeitsgruppe, ob die Menschenaffen Artgenossen helfen oder sie gezielt behindern, wenn für sie weder positive noch negative Effekte entstehen. Dabei erschienen die Schimpansen gegenüber den Konsequenzen ihrer Handlungen für andere Schimpansen völlig gleichgültig. Jensen vermutet, die bisherigen Indizien für prosoziales Verhalten, seien durch die Versuchsanordnungen vorgetäuscht worden.

Kooperatives Verhalten zum gemeinsamen Nutzen ist bei Menschenaffen und anderen Tieren sehr häufig. Anders jedoch steht es um uneigennütziges Verhalten. Wir Menschen können selbstlos handeln, ohne Gedanken an den eigenen Nutzen zu verschwenden – ob unsere nächsten Verwandten das auch können, ist umstritten. Eine Reihe von Experimenten lassen diese Vermutung zu, Jensen dagegen widerspricht. In seinem Versuch teilte er die Affen in zwei Gruppen auf. Die eine Gruppe konnte einem für sie sichtbaren Artgenossen Futter zukommen lassen, indem sie einen Pflock entfernten, die andere Gruppe konnte auf diese Weise den Weg zum Futter versperren. Für sie selbst hatte ihr Handeln keine Konsequenzen.

Nicht nur fand Jensen keinen Unterschied zwischen beiden Gruppen, die Schimpansen verloren auch recht bald das Interesse an dem Pflock, je häufiger der Versuch wiederholt wurde. Auch als das Team ihren Schützlingen in einer zweiten Versuchsreihe den Aufbau samt Futter vorführten, so dass die Funktion des Mechanismus klar wurde, änderte sich am Ergebnis nichts. Der Nachteil bisheriger Versuchsaufbauten sei, so Jensen, dass Schimpansen in einer neuen Situation eher dazu tendierten, zu handeln als nicht zu handeln. Diese intrinsische Motivation durch das Experiment selbst sei dabei als Altruismus fehlinterpretiert worden.

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