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Skelettfund: Tyrannosaurier-Verwandter in der Mongolei entdeckt

In der Mongolei fanden Paläontologen bereits in den 1970er Jahren ein Raubsaurier-Skelett. Neue Untersuchungen zeigen nun, dass es sich um eine bislang unbekannte Art handelt, die das Verständnis zur Herkunft späterer Formen wie Tyrannosaurus rex erweitert.
Eine künstlerische Darstellung eines Dinosauriers, der auf zwei Beinen auf einem Felsen steht. Der Dinosaurier hat eine orange-braune Haut mit feinen Schuppen und einen langen Schwanz. Der Hintergrund ist dunkel mit einem warmen, orangefarbenen Licht, das den Dinosaurier von hinten beleuchtet. Der Dinosaurier hat ein geöffnetes Maul mit sichtbaren Zähnen und blaue Augen.
Die phylogenetische Analyse von Skeletten, die 1972 und 1973 in der Mongolei gefunden wurden, legt nahe, dass die neue Art ein Verwandter der Eutyrannosauria und somit der massiven Tyrannosaurini und der kleineren, flachschnäuzigen Alioramini ist.

In den 1970er Jahren entdeckten Fachleute in der Mongolei in Teilen erhaltene Skelette von Sauriern, die man bislang der Art Alectrosaurus olseni zuordnete. Nun bewertete ein internationales Forschungsteam die Knochen – darunter Schädelteile, Wirbel, Gliedmaßen und Becken – in einer detaillierten Analyse neu und identifizierte dadurch eine bislang unbekannte Art: Khankhuuluu mongoliensis. Die neue Raubsaurier-Art ist im Stammbaum der Dinosaurier der nächste evolutionäre Verwandte der Gruppe der Eutyrannosauria, zu denen auch der berühmte Tyrannosaurus rex gehört. Die Autoren berichten über den Skelettfund und die Analyse in der Fachzeitschrift »Nature«.

Die Eutyrannosauria waren große Raubsaurier, die einen massiven Schädel und verkürzte Vordergliedmaßen besaßen. In der Oberkreide waren sie die dominierenden Prädatoren der Nordhalbkugel. Fachleute gingen davon aus, dass die Spitzenjäger aus kleineren Vorfahren hervorgingen, doch fehlen bislang ausreichende fossile Belege für diese Annahme.

Die neue Studie legt nun nahe, dass Khankhuuluu mongoliensis evolutionsbiologisch nahe dieser gesuchten Basis der Eutyrannosaurier steht. Innerhalb der Eutyrannosauria beziehungsweise der Familie der Tyrannosauridae entwickelten sich zwei deutlich unterschiedliche Linien: die massigen Tyrannosaurini, die durch massiven Körperbau, kurze, tiefe Schnauzen und extreme Schädelkraft auffielen, sowie die kleineren Alioramini, mit einem schlanken Körperbau und flachen, lang gestreckten Schnauzen. Khankhuuluu mongoliensis vereint Merkmale beider Linien: Der Schädel ist flach gebaut und zeigt wenig Knochenvorsprünge. Diese Eigenschaften findet man man bei noch nicht ausgewachsenen Exemplaren späterer Tyrannosaurier ebenso wie bei den Alioramini. Auch der übrige Körperbau von Khankhuuluu war vergleichsweise grazil. Das Verhältnis von Schienbein zu Oberschenkel entspricht dem leichter gebauter, laufaktiver Tiere und unterscheidet sich von dem der robusteren Tyrannosaurier. Diese ursprünglichen Merkmale machen die neue Art zu einem idealen Modell für das Verständnis jener Ursprungsformen, aus denen sich später sowohl Tyrannosaurini als auch Alioramini entwickelten.

Paläobiogeografische Analysen legen nahe, dass die frühen Mitglieder der entsprechenden Überfamilie der Tyrannosauroiden – darunter wohl auch Khankhuuluu mongoliensis – ursprünglich in Asien lebten, dann aber nach Nordamerika auswanderten, worauf dort die Eutyrannosauria in der mittleren bis späten Kreidezeit hervorgingen. Am Ende der Kreidezeit gelangte eine Linie der Eutyrannosauria wieder nach Asien, wie die Forscher schreiben. Aus dieser Linie gingen später sowohl die Alioramini als auch die Tyrannosaurini hervor – zwei Gruppen, deren stark unterschiedliche Körperbaupläne es ihnen ermöglichten, verschiedene ökologische Nischen zu besetzen. In welcher Gegend der Erde sich die Vorfahren von T. rex entwickelten und wie sie wanderten, ist unter Fachleuten allerdings umstritten.

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