Nobelpreis für Chemie 2025: So lief die Bekanntgabe des Chemie-Nobelpreises

Die Entscheidung ist getroffen: Susumu Kitagawa, Richard Robson und Omar Yaghi erhalten den Nobelpreis für Chemie für die Entwicklung einer neuen Klasse molekularer Konstruktionen. Hier können Sie sich die Bekanntgabe noch einmal anschauen.
Am gestrigen Tag wurde bereits der Physik-Nobelpreis verkündet: Die Physiker John Clarke, John Martinis und Michel Devoret wurden für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Quantenmechanik ausgezeichnet, in denen sie den Tunneleffekt experimentell untersucht und damit die Grundlage zahlreicher technischer Anwendungen geschaffen haben. Am 6. Oktober erfuhr die Öffentlichkeit, dass Mary E. Brunkow, Fred Ramsdell und Shimon Sakaguchi den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie für ihre Forschung auf dem Gebiet der peripheren Immuntoleranz erhalten.
Morgen, am 9. Oktober, geht es noch um den Preis für Literatur, sowie am Freitag um den Friedensnobelpreis. Auf Wunsch des schwedischen Stifters Alfred Nobel wird dieser in Oslo vergeben. Kommenden Montag, am 13. Oktober, wird abschließend der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften verkündet. Die auch als Wirtschaftsnobelpreis bezeichnete Auszeichnung unterliegt ähnlichen Vergabekriterien und kam erst 68 Jahre nach den ersten Nobelpreisen hinzu.
Die Rahmenbedingungen der Ehrungen sind in den Statuten festgelegt. Diese halten sich streng an die Vorgaben, die Nobel in seinem Testament niederschrieb. Bis auf den Friedenspreis werden alle Preise von schwedischen Einrichtungen verliehen: Physik und Chemie vergibt die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften, Medizin kürt das Korolinska-Institut, ein renommiertes Lehrkrankenhaus in Stockholm, Literatur die Schwedische Akademie, und den Wirtschaftspreis stiftet die Schwedische Reichsbank. Der Friedenspreis verleiht das norwegische Nobelkomitee, das vom norwegischen Parlament erkoren wird. Warum Nobel Oslo als Ort für den Friedenspreis wählte, ist nicht bekannt. Zu seinen Lebzeiten gehörte Norwegen noch zu einer Union mit Schweden. Erst 1905, also vier Jahre nach der ersten Nobelpreisverleihung, wurde Norwegen unabhängig.
Jedes Jahr bittet das Komitee über 1000 Professoren, Wissenschaftler, ehemalige Preisträger sowie weitere Persönlichkeiten um Nominierungen. Sowohl Nominierte als auch Nominierende sind streng geheim. Lediglich bekannt ist, dass die Ernennenden möglichst viele Länder und Universitäten abdecken, ganz im Sinn Nobels: In seinem Testament wies er explizit auf die nationale Unabhängigkeit der Preise hin. Die offizielle Verleihungszeremonie findet am 10. Dezember statt, Nobels Todestag.
Zwischen Naturverständnis und technischem Fortschritt
Laut Nobels Testament werden die Nobelpreise an Personen vergeben, welche »die wichtigsten chemischen Entdeckungen oder Verbesserungen gemacht haben«. Dieser Wortlaut bietet Interpretationsspielraum. Die Laureaten und ihre Forschung sind daher häufig auf unterschiedlichen Ebenen der Wissenschaft zu finden.
Zwischen dem 6. und dem 13. Oktober geben die Nobelkomitees die Preisträger des Jahres 2025 bekannt. Auf unserer Themenseite »Nobelpreise – die höchste Auszeichnung« erfahren Sie, wer einen der renommierten Preise erhalten hat. Dort können Sie außerdem das Wesentliche über die Laureaten und ihre Forschung nachlesen.
Im Jahr 1961 beispielsweise ging der Nobelpreis der Chemie an den US-amerikanischen Biochemiker Melvin Calvin und seine Forschung über die »Assimilation des Kohlendioxids bei Pflanzen«. Calvin beschrieb den Fotosynthesezyklus, das heißt die natürliche Umwandlung von Lichtenergie in chemische Energie. Zwei Jahre später erhielten der Deutsche Karl Ziegler und der Italiener Giulio Natta den Nobelpreis für ihre Entdeckungen in einem völlig anderen Bereich, für Fortschritte bei der »Technologie der Hochpolymere«. Die Forscher entwickelten und verfeinerten die kontrollierte Polymerisation von Kohlenstoffmolekülen. Das legte die Grundlage für maßgeschneiderte, flexible Kunststoffe – und läutete das andauernde Plastikzeitalter ein.
Computergestützte Chemie
In den vergangenen Jahren wurden die computergestützten Wissenschaften immer wichtiger. Diese Entwicklung macht sich auch bei der Vergabe der Nobelpreise bemerkbar. Im Jahr 2024 zeichneten die Preise sowohl für Physik als auch für Chemie Methoden des maschinellen Lernens aus. In der Physik wurden die US-Amerikaner John Hopfield und Geoffrey Hinton geehrt. Sie entwickelten die Grundlagen für künstliche neuronale Netze. In der Chemie ging es in jenem Jahr um Anwendungen der computerbasierten Wissenschaft. Die US-Amerikaner David Baker und John Jumper sowie der Brite Demis Hassabis wurden für ihre Beiträge zur Vorhersage von Proteinstrukturen mithilfe von künstlichen Intelligenzen ausgezeichnet.
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