Onlinedebatten: Soziale Medien im Kern asozial

Soziale Medien neigen dazu, Spaltung und Ungleichheit zu fördern – und daran werden auch verbesserte Algorithmen nur wenig ändern. Darauf deutet eine Studie hin, die auf der digitalen Preprint-Plattform »arXiv« veröffentlicht, aber noch nicht unabhängig begutachtet wurde.
Für ihre Untersuchung entwickelten Maik Larooij und Petter Törnberg vom Institute for Logic, Language, and Computation der Universität Amsterdam ein künstliches Mininetzwerk, das »X« ähnelt: 500 simulierte Nutzer, ausgestattet mit Biografien und politischen Haltungen, konnten Beiträge posten, Inhalte teilen oder anderen folgen. Schon dieses einfache System erzeugte typische Probleme heutiger sozialer Medien: Es bildeten sich abgeschottete Gruppen, eine kleine Elite bekam die meiste Aufmerksamkeit, und extreme Stimmen wurden überproportional gehört.
Um gegenzusteuern, testete das Team sechs Reformideen – darunter chronologische Feeds ohne Vorauswahl der angezeigten Posts, das Hervorheben gegenteiliger Meinungen, das Ausblenden von Like- und Follower-Zahlen oder das Bevorzugen besonders konstruktiver Beiträge. Das Ergebnis: Manche Maßnahmen milderten einzelne Effekte, doch keine löste die grundlegenden Probleme. So reduzierte ein chronologischer Feed, der einfach die neuesten Beiträge zuerst anzeigt, zwar die Machtkonzentration, verstärkte aber den Einfluss extremer Stimmen.
Die Schlussfolgerung der Forschenden: Die Schwierigkeiten sozialer Medien sind nicht nur Folge bestimmter Algorithmen, sondern in der Grundlogik dieser Netzwerke verankert. Systeme, die auf Posten, Reposten und Folgen basieren, scheinen automatisch Echokammern hervorzubringen und bekannte Schieflagen zu verstärken. Wer Onlinedebatten wirklich verbessern will, müsse die Plattformen daher grundlegend neu denken – statt nur an den Stellschrauben der Technik zu drehen.
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