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Softrobotik: Roboter aus Reispapier

Weiche Roboter werden heute typischerweise aus Silikon gebaut. Nachhaltiger wäre es mit Reispapier. Das Material hat ähnliche mechanische Eigenschaften – und es könnte zusätzlich als Pflanzhilfe dienen.
Ein einzelnes rundes Reispapierblatt liegt auf einer dunklen Holzoberfläche. Das Reispapier hat eine durchscheinende, gewebte Textur. Es wird häufig in der asiatischen Küche verwendet, um Frühlingsrollen oder Sommerrollen herzustellen.
Macht sich in der Küche gut, zusammengerollt könnte es aber auch als Teil eines Roboters dienen.

Roboter rücken immer näher an den Menschen heran – in der Fabrik oder im Operationssaal. Weil aber niemand mit robotischen Armen und Gelenken aus Metall kollidieren möchte, ziehen auch immer mehr weiche Roboter in unseren Alltag ein. Deren Gliedmaßen sind typischerweise mit Silikon ummantelt, das jeden Zusammenprall glimpflich ablaufen lassen soll. Das Problem allerdings: Silikon verrottet nicht, und es lässt sich nicht gleichwertig wiederverwenden.

Forschende der University of Bristol schlagen nun eine Alternative zu dem Material vor: Reispapier. Gewonnen wird es aus Reis oder aus der Maniokwurzel und es erfreut sich insbesondere in der asiatischen Küche großer Beliebtheit. Doch nicht nur auf dem Teller zeigt das Lebensmittel seine Vorzüge. Das Forschungsteam aus Großbritannien hat nämlich herausgefunden, dass Reispapier ähnliche mechanische Eigenschaften hat wie das so häufig in der Softrobotik verwendete Silikon. Dazu gehört etwa ein geringer Elastizitätsmodul bei kleinen Dehnungen von 53 Kilopascal gepaart mit der Härte eines Einmachgummis. Zudem ist das Material biologisch abbaubar, wasserlöslich, gesundheitlich unbedenklich – und günstig. Ein Reispapier-Röhrchen, das in einem Roboter als künstlicher Muskel dienen könnte, füllten die Forschenden mit Druckluft und dehnten es so auf beinahe seine doppelte Länge. Legt man das Röhrchen auf Erde, löst es sich bei Raumtemperatur innerhalb von 32 Tagen auf. Schneller geht es in Wasser. Dann bleibt schon nach 18 Tagen nichts mehr übrig.

Eine mögliche Anwendung sehen die Forschenden in Robotern für den einmaligen Gebrauch, beispielsweise für die Aussaat von Samen in schwer zugänglichen Gebieten. Ein wesentliches Funktionsprinzip dafür haben sie bereits getestet. Zwischen die Schichten des Reispapier-Röhrchens laminierten sie Bohnensamen und legten es auf Erde. Innerhalb von zehn Tagen ging die Saat auf.

  • Quellen
Braganza, C. et al., 2025 IEEE 8th International Conference on Soft Robotics (RoboSoft) 10.1109/RoboSoft63089.2025.11020886, 2025

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