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News: Sogar Neurone haben Lieblingszahlen

Bringt man Rhesusaffen das Zählen bei, dann können sie durchaus fünf Kreise von nur zweien unterscheiden. Auch die an diesem Prozess beteiligten Nervenzellen scheinen dies zu tun, denn ihre Reaktion ist bei ihrer speziellen Lieblingszahl am stärksten.
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Offenbar ist nicht nur der Mensch in der Lage, fünf Dinge von zweien zu unterscheiden. Hunde etwa sollen zählen können, nämlich die Futterbrocken im Napf, und Rhesusaffen können es auch. Zumindest zwei der kleinen Versuchstiere, die in der Obhut von Earl Miller und seinen Kollegen vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) das Zählen lernten.

Sieben Monate lang trainierten die Wissenschaftler mit den Affen die Zahlen eins bis fünf. Als diese erste Lektion saß, zeigten sie ihnen den Unterschied zwischen gleich und verschieden. Nachdem die Tiere auch dies beherrschten, mussten sie lernen, einen Hebel loszulassen, wenn zwei kurz aufeinander folgende Bilder am Computerbildschirm identisch waren – etwa wenn zwei Kreise aufeinander folgten.

Während die Äffchen die aufflackernden Bilder am Monitor betrachteten und einordneten, leiteten die Forscher die Aktivität von 352 zufällig ausgewählten Nervenzellen im hart arbeitenden präfrontalen Cortex ab. In diesem Teil verarbeitet das Gehirn die eingehenden Informationen: Hier wird also gezählt.

Dabei ergab sich ein erstaunliches Bild: Mehr als ein Drittel der Nervenzellen variierte seine Aktivität mit der Anzahl der eingeblendeten Objekte. So feuerten zwar alle Nervenzellen sowohl bei einem Kreis als auch bei fünfen, aber nicht alle funkten ihr Signal mit der gleichen Intensität weiter. Während manche Zellen am intensivsten auf die Zahl eins reagierten, bevorzugten andere etwa die vier und zeigten hier die höchste Signaldichte.

Dass die Aktivität der Neurone abnahm, je weiter sich die gezeigte Zahl von ihrem Favoriten entfernte, lässt darauf schließen, dass Nervenzellen in Verhältnissen "zählen". Die zwei ist damit näher zur eins als es die vier wäre. "Dies war kritisch", sagte einer der Mitarbeiter von Miller, Andreas Nieder. "Wir wissen, dass drei größer ist als zwei und weniger als vier, und es sieht so aus, als ob die Nervenzellen dies auch 'wüssten'."

So ungewöhnlich zählende Tiere wirken mögen, so einfach ist die Antwort auf die Frage nach dem Sinn: So können sie beispielsweise entscheiden, ob sie vor einer Auge in Auge gegenüberstehenden Gruppe davonlaufen sollten, weil sie größer ist, oder ob eine Verteidigung möglich wäre. Und sie helfen vielleicht den Lehrern, erklärt Miller:" Wenn wir mehr darüber wissen, wie das Gehirn numerische Fähigkeiten ausbildet und welche Unterschiede zwischen guten und schlechten Rechenköpfen bestehen, dann könnten wir eventuell bessere Unterrichtsstrategienn entwickeln." Dafür wären bestimmt viele Kinder – und ihre Eltern – dankbar.

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