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Sonnensystem: Sonde flog durch Wasserdampffontäne

Der Jupitermond Europa hat vermutlich einen unterirdischen Ozean – und feuert immer mal wieder Wasser gen Weltall.
Jupitermond Europa im Blick vom "Gemini Planet Imager"

Europa ist einer der außergewöhnlichsten Orte im Sonnensystem: Wer auf seiner Oberfläche steht, kann einen gigantischen Gasplaneten am Himmel sehen. In alle Blickrichtungen erstreckt sich eine schillernde Eiswüste. Und viele Kilometer unter den Füßen blubbert ein Meer aus flüssigem Wasser.

Menschen haben leider noch nie Fuß auf den kleinsten der vier Hauptmonde des Jupiters gesetzt. Aber wiederholt sind Raumsonden an der 3000 Kilometer großen Eiswelt vorbeigeflogen, etwa die NASA-Sonde Galileo. Sie könnte dabei vor 20 Jahren eine Fontäne aus Wasserdampf abbekommen haben, die ein Geysir auf Europas Oberfläche ins Weltall gepustet hat.

Jupitermond Europa

Diese Theorie gibt es schon länger, nun erhält sie neuen Auftrieb: Ein Team um Hans Huybrighs von der ESA und Elias Roussos vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung hat sich die Messdaten von Galileo nochmal genauer angesehen. Bei einem ihrer Vorbeiflüge im Januar 2000 hatte die Sonde deutlich weniger energiereiche Protonen aufgefangen als erwartet. Große Mengen der geladenen Teilchen zirkulieren ständig im Magnetfeld des Jupiters, das bis über die Bahn von Europa hinausreicht.

Bisher gingen die meisten Wissenschaftler davon aus, dass sich Galileo zu diesem Zeitpunkt quasi im Windschatten von Europa bewegte, es also eine einfache Erklärung für das Abschwellen des Teilchenstroms gibt. Das passt jedoch nicht zu aufwändigen Simulationen, die das Team um Huybrighs und Roussos durchgeführt hat. Sie lassen sich nur dann mit den Messdaten in Einklang bringen, wenn Galileo durch eine Wolke aus Wasserdampf flog, in der die zirkulierenden Protonen mit Molekülen kollidierten. Dabei hätten die Ladungsträger den Molekülen Elektronen geklaut, wodurch sie zu neutralen Atomen wurden. Diese konnte das Messgerät an Bord der Sonde dann nicht mehr registrieren, was die geringere Protonenrate erkläre, schreiben die Forscher im Fachmagazin »Geophysical Research Letters«.

Europa ist nicht der einzige Trabant mit Wasserdampffontänen: Beim Saturnmond Enceladus – ebenfalls eine Eiswelt mit verborgenem Ozean – konnte die Sonde Cassini solche Ausstöße sogar hin und wieder fotografieren. Beide Orte gelten als mögliche Aufenthaltsorte für außerirdische Mikroben. Tief unter dem Eispanzer könnte es warm und nährstoffreich genug sein, damit hier ein einfacher Stoffwechsel in Gang kommt.

Vulkanische Aktivität auf Enceladus

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