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Die Sonne im Februar 2025: Im Norden aktiv, im Süden erholt

Während der ersten Februarhälfte konnte die Sonnenaktivität auf der Nordhalbkugel ihren Vorsprung gegenüber der Südhalbkugel behaupten. Doch dann traten im bislang ruhigeren Süden einige Überreste älterer Fleckengruppen auf – und anschließend erste neue Flecken.
Protuberanzen vor dem Hintergrund der Sonnenchromosphäre
Filamente vor der Chromosphäre | In dieser detaillierten H-alpha-Aufnahme vom 18. Februar 2025 heben sich Protuberanzen als längere Filamente vom Hintergrund der Chromosphäre ab. Udo Siepmann nutzte einen Sonnenrefraktor vom Typ Lunt LS 60 und eine Kamera vom Typ Player One Neptune M.

Die Nordhemisphäre der Sonne, die sich seit vielen Monaten etwas sparsam gezeigt hatte und erst im Januar 2025 so richtig wieder loslegte, gab sich auch im Februar noch großzügig und gleich bleibend aktiv. Hingegen blieb der Süden bis zur Monatsmitte beinahe inaktiv – was aber offensichtlich nur eine Verschnaufpause war, denn bereits in der zweiten Monatshälfte ging es hier wieder lebhafter zu (siehe »Der Süden erwacht«). Diese neuerliche Aktivität des Südens beschränkte sich allerdings auf diejenige Seite der Sonne, die uns in der zweiten Februarhälfte zugewandt war. Bereits Ende Februar blickten wir wieder auf die Längengrade mit einer inaktiven Südhälfte.

Der Süden erwacht | Am 4. Februar 2025 fotografierte Heiko Ulbricht die leere Südhalbkugel und die auffällige Ansammlung von Flecken nördlich des Äquators im Weißlicht (links). Er nutzte ein Maksutow-Newton-Teleskop mit 15 Zentimeter Öffnung (f/6) sowie Sonnenfilterfolie und einen Baader Solar Continuum Filter. Bereits in den Tagen um den 20. Februar ließ sich verfolgen, wie die Aktivität im Süden wieder auflebte (rechts). Michael Schmidt gelang diese Weißlichtaufnahme mit einem 600-Millimeter-Teleobjektiv und einer Leica SL 3.

Die von der Fachgruppe Sonne der deutschlandweiten Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS) ermittelte provisorische Relativzahl R beträgt für den Februar R = 142,7. Über den gesamten Monat betrachtet verblieb die Fleckenaktivität also weiterhin auf einem noch hohen Niveau und hielt sich damit im Rahmen der Vormonate: Im Januar 2025 lag die Relativzahl bei 129,2, im Dezember 2024 bei 149,0.

Während der ersten Februarwoche zog im Norden eine eindrucksvolle Fleckenansammlung über die Sonnenscheibe hinweg, angetrieben von der rund vierwöchigen Rotation der Sonne. Besonders am 4. Februar 2025 kontrastierten die Flecken auffällig die leergefegte Südhalbkugel und boten einen recht kuriosen Anblick. Mindestens drei verschiedene bipolare Fleckengruppen waren hieran beteiligt.

Zusätzliche Informationen lassen sich aus Magnetogrammen gewinnen. In solchen Graustufenbildern der Sonne verraten sich die einander entgegengesetzten magnetischen Pole aktiver Gebiete als schwarze beziehungsweise weiße Flecken. Je ein Paar von Polen trägt einen Bogen magnetischer Feldlinien. Die Durchstoßpunkte der Bögen innerhalb der Photosphäre sind bei ausreichender Feldstärke mit den dunklen Flecken einer bipolaren Gruppe belegt. Betrachtet man das am 4. Februar 2025 vom Solar Dynamics Observatory (SDO) der NASA aufgenommene Magnetogramm, dann lassen sich in dem Gewimmel sogar fünf Fleckengruppen identifizieren (siehe »Komplexe Feldstrukturen«).

Komplexe Feldstrukturen | Das am 4. Februar 2025 mit dem Weltraumobservatorium SDO der NASA aufgenommene Magnetogramm lässt die Orientierung der Magnetfelder im Bereich einer komplexen Fleckenansammlung auf der Nordhalbkugel erkennen. Die schwarzen und weißen Flecken entsprechen den magnetischen Polen; die feldfreie Photosphäre ist grau dargestellt.

Zum Eindruck einer eher mäßig hohen Aktivität im Februar 2025 trug auch die Eruptionstätigkeit der Sonne bei: Etwa 20 Eruptionen (englisch: flares) der zweitstärksten Kategorie M wurden registriert; in sehr aktiven Monaten kommt durchaus die doppelte Anzahl zusammen. Zudem trat kein einziger Flare der stärksten Klasse X auf.

Viel ruhiger geht es bei den im Spektralbereich der roten Wasserstofflinie H-alpha sichtbaren Protuberanzen zu, die als leuchtende Gaswolken über dem Sonnenrand schweben: Sie bilden sich durch die Kondensation heißen Plasmas aus der umgebenden Korona und werden von Resten gealterter Magnetfelder stabilisiert. So können sie über längere Zeit hinweg fortbestehen. Auf der Sonnenscheibe, vor dem Hintergrund der hellen Chromosphäre, sehen wir sie als lange, schmale Bänder oder Filamente (siehe »Filamente vor der Chromosphäre«).

Die oft beeindruckend scharfen und kontrastreichen H-alpha-Bilder, die wir hier präsentieren, täuschen ein wenig darüber hinweg, dass der Anblick der Protuberanzen für das Auge am Teleskop recht kontrastarm ist und bei der Betrachtung etwas Übung erfordert. Dieses allmähliche »Hineinsehen« in das Bild kennen viele sicherlich auch von der visuellen Planetenbeobachtung. Ob im H-alpha-Licht oder im einfachen Weißlicht: Die Sonne wird uns im Lauf dieses Jahres mit einer anhaltend lebhaften Dynamik und Vielfalt ihrer Aktivitätserscheinungen erfreuen.

Wie geht es weiter? | In den kommenden Monaten wird die Sonnenaktivität leicht rückläufig sein. Dargestellt ist der Verlauf der Relativzahl gemäß der seit dem 1. Juli 2015 international gültigen Zählweise des Solar Influences Data Analysis Center (SIDC).

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