Sonne aktuell: Aktivität nimmt langsam ab

Gerade zu Ostern waren auf unserem Tagesgestirn schöne Fleckengruppen sichtbar. Bezogen auf das Gradnetz der Sonne füllten diese aktiven Gebiete die zuvor ruhigen Längenintervalle auf. Hinsichtlich solarer Eruptionen (englisch: flares) ging es jedoch weniger lebhaft zu. Dennoch durften sich regelmäßige Beobachter an einem abwechslungsreichen Geschehen erfreuen, dessen Schwerpunkt auf der nördlichen Hemisphäre der Sonne lag.
Insgesamt führte die Entwicklung im Frühling zu einem leichten Rückgang der Sonnenfleckenrelativzahl R, denn die meisten Flecken waren nicht sehr ausgedehnt. Angepasst an die international gültige Zählweise des Solar Influences Data Analysis Center (SIDC) ermittelte die Fachgruppe Sonne der deutschlandweiten Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS) für den Monat April einen vorläufigen Wert von R = 128,2, nach Relativzahlen von 133,9 im März und 142,7 im Februar dieses Jahres. Auch wenn ein Auf und Ab der Aktivität normal ist, weil alle drei bis sechs Monate neue Aktivitätsschübe auftreten, so stimmt der momentane Verlauf derzeit mit dem langzeitlichen Trend überein: einem langsamen Abstieg zum nächsten Minimum, das in fünf bis sechs Jahren erwartet wird.
Hinsichtlich der Größe der Fleckengruppen gab es jedoch einige bemerkenswerte Ausnahmen. So entwickelte sich innerhalb von nur einem Tag, im Wesentlichen am 11. April 2025, aus einer winzigen Gruppe, die erst zwei Tage zuvor entstanden war, plötzlich eine große, kräftige Gruppe mit ausgeprägter Penumbra (siehe »Überraschende Entwicklung«). Die aktive Region befand sich zu dieser Zeit im nordwestlichen Quadranten der Sonnenscheibe, bevor sie nahe dem Westrand perspektivisch stark verkürzt erschien und durch die Sonnenrotation schließlich unseren Blicken entzogen wurde. Den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreichte die Gruppe dann leider auf der Sonnenrückseite, doch am 30. April tauchte sie am Ostrand wieder auf. Ihr spektakuläres Verhalten im Mai werden wir im kommenden Bericht näher betrachten.
Zu Ostern erfreuten gutes Wetter und eine größere Anzahl von Fleckengruppen die Sonnenbeobachter (siehe »Aktive Ostern«). Auffällig war zudem im April, dass neue Gruppen nun überwiegend nahe dem Sonnenäquator entstanden, was für die Zeit nach dem Maximum eines Zyklus typisch ist. Und trotz mehrerer kräftiger Flecken traten nur vier Flares der Klasse M auf, also Eruptionen der zweitstärksten Kategorie.
Angesichts der noch recht stattlichen Relativzahl ist die Flare-Aktivität überraschend gering. Was Flare-Eruptionen betrifft, so sind diese der empfindlichste Indikator einer hohen Aktivität, das heißt, sie gehen auch als Erstes zurück, wenn die Sonnenaktivität nachlässt. Somit lassen sich beide Entwicklungen als frühe Hinweise darauf deuten, dass der Aktivitätszyklus sich nun im langsamen Abschwung befindet. Währenddessen mag es durchaus noch viele Flecken geben. So wurden in den vergangenen Zyklen noch rund zwei Jahre nach dem Maximum sehr große Gruppen mit ausgeprägten Penumbren gesichtet – und in dieser Phase befindet sich auch die gegenwärtige Aktivität. Doch unsere Sonne ist sicherlich noch für Überraschungen gut, wie uns ein starker Aktivitätsschub im Jahr 2003 lehrte.
Ruhigere magnetische Verhältnisse erlauben andererseits die Bildung größerer Protuberanzen. Solche dünnen Schwaden leuchtenden Gases entsprechen einer Art Kondensationsprozess innerhalb der umgebenden heißen Korona. Die Protuberanzen stützen sich auf stabile Restmagnetfelder, die einige Zeit benötigen, um sich voll auszubilden. Ein schönes Paar ließ sich am 27. April im Spektralbereich der roten Wasserstofflinie H-alpha über dem Sonnenrand beobachten (siehe »Zwei große Protuberanzen«).
Bei abnehmendem Geschehen im Weißlicht – also allmählich kleiner werdenden, weniger strukturierten Flecken – bleibt die Beobachtung von Protuberanzen und Chromosphäre durch einen sehr schmalbandigen, speziell für die Sonnenbeobachtung angebotenen H-alpha-Filter weiterhin sehr interessant: Neben vielen magnetisch strukturierten Details zeigen sich hiermit innerhalb von nur zehn Minuten oder maximal einer Stunde Veränderungen. Eine Investition für dieses im Astrofachhandel erhältliche Zubehörteil vermag Ihr Interesse an der Sonnenbeobachtung sicher auch über das anstehende Minimum zu tragen – aber bis dahin ist ja noch etwas Zeit.
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