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Sommerloch heute: Sonne, Monet und Smog

Sonnenuntergang über den Houses of Parliament von Claude Monet
Die von Monet zwischen 1899 und 1905 gemalte Bilderserie "Houses of Parliament London" gibt den exakten Sonnenstand über dem Parlamentsgebäude zum Zeitpunkt des künstlerischen Schaffens wieder. Damit könnte man sie vielleicht auch als Zeugnis für die Atmosphärenbedingungen sowie das Ausmaß des Londoner Smogs der damaligen Zeit nutzen.

Auch die Wissenschaft kennt ein Sommerloch. Mehr und mehr fluten dann Ergebnisse die Medien, die sonst kaum den Weg in die Berichterstattung finden. Mit der Reihe "Sommerloch heute" möchten wir Ihnen eine Auswahl präsentieren.
Dazu verglichen die beiden Umweltwissenschaftler Jacob Baker and John Thornes von der Universität Birmingham den jeweilig dargestellten Sonnenstand von Bildern der Reihe aus dem Jahr 1900, in dem sie den Scheitel- und Höhenwinkel unseres Zentralgestirns in Relation zum Dachfirst berechneten. Daraus konnten sie ableiten, an welchem Datum und zu welcher ungefähren Uhrzeit die Gemälde entstanden sind.

Die Forscher bestätigen damit auch den Zeitraum, in dem der Impressionist Claude Monet London tatsächlich einen Besuch abstattete und unter anderem von einem Hospital aus das Parlamentsgebäude malte: So brachte er den Sitz der Abgeordneten mitsamt Sonne am 14. und 16. Februar sowie am 9. und 24 März 1900 auf Leinen, was er in Briefen an seine Frau bereits andeutete.

Monet wollte nach Ansicht von Kunstexperten aber auch die besonderen atmosphärischen Einflüsse auf die von ihm dargestellten Objekte berücksichtigen, was durch seine Farbwahl dokumentiert wird. Diese spezielle Kolorierung könnte in Zusammenhang mit dem Sonnenstand wertvolle spektrale Informationen geben, die wiederum Rückschlüsse auf die chemische Zusammensetzung des damalig häufig in London herrschenden Smogs zulassen. Monets Londoner Bilder liefern daher nach Ansicht von Baker und Thornes das beste farbliche Zeugnis für die Luftverschmutzung der britischen Metropole während der viktorianischen Zeit.

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