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Klima: Sonne nicht für Kaltphasen nach letzter Eiszeit verantwortlich

Anhand tierischer und pflanzlicher Überreste in Sedimenten von zwei Seen in den Schweizer Alpen untermauern Wissenschaftler die Vermutung, dass zwei deutliche Temperatureinbrüche vor gut 10 000 und vor etwa 8000 Jahren nicht auf Schwankungen in der Sonneneinstrahlung zurückgehen. Ihre Ergebnisse bestätigen, dass einströmendes Süßwasser aus Nordamerika die thermohaline Tiefenströmung im Atlantik geschwächt habe. Dadurch wird auch der warme Wassermassen bringende Golfstrom gebremst und das Klima in Europa daher kälter.

Oliver Heiri von der Universität Utrecht und seine Kollegen untersuchten im 1500 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Hinterburgsee in den nördlichen Schweizer Alpen fossile Zuckmückenlarven (Chironomidae), deren Artenspektrum auf die Sommertemperaturen rückschließen lässt. Im See Gouillé Rion analysierten sie die Sedimente auf Pollen der Zirbelkiefer (Pinus cembra). Das Gewässer liegt auf Höhe der Baumgrenze in den Zentralalpen, weshalb seine Ablagerungen einen ungefähren Eindruck dieser damals rein temperaturabhängigen Verbreitungsgrenze liefern. Ein geringerer Polleneintrag könnte aber auch auf eine geringere Produktion zurückzuführen sein, die dann jedoch ebenfalls durch kühlere Umweltbedingungen entstanden wäre.

Die beiden deutlichsten Abkühlungsphasen in den Untersuchungsgebieten, in denen die Sommertemperaturen um ein Grad Celsius niedriger lagen, traten vor 10 700 bis 10 500 Jahren sowie vor 8200 bis 7600 Jahren auf und stimmen mit Daten aus anderen Gebieten überein. Zu diesen Zeiten sorgte ein Umlenken des St. Lawrence River nach Osten sowie das Abschmelzen des Laurentischen Eisschildes in Nordamerika für einen extrem erhöhten Einstrom von Süßwasser in den Westatlantik. Diese Aussüßung des Meereswassers beeinflusste die Tiefenströmung, da dieses Förderband unter anderem auf Dichteunterschieden in der chemischen Zusammensetzung des Wassers beruht.

Schwankungen in der Sonneneinstrahlung, welche die Tiefenströmung über die Wassertemperatur beeinflusst haben könnten, stimmten dagegen zeitlich nicht mit den beobachteten Kaltphasen überein. Ihr Einfluss dürfte daher, wenn überhaupt, sehr gering gewesen sein, folgern die Forscher.

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