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Flora und Fauna: Sonnenblumen machen Hummeln stark

Hummeln und Honigbienen sind besser gegen Krankheitserreger gewappnet, wenn sie sich von Sonnenblumenpollen ernähren.
Eine Biene labt sich an einer Sonnenblume

Ein Feld mit Sonnenblumen ist nicht nur ein prachtvoller Anblick. Es könnte Bienen und Hummeln vor Parasiten schützen, wie Forschende von der University of Massachusetts Amherst und der North Carolina State University in der Fachzeitschrift »Scientific Reports« in Laborexperimenten und im Feld beobachteten. Der Pollen der Gewöhnlichen Sonnenblume verlieh Hummeln in den Laborversuchen mehr Widerstandskraft gegen den Erreger Crithidia bombi; die Europäische Honigbiene stärkte er gegen die Sporen des Erregers Nosema ceranae.

Das Team um die Ökologen Lynn Adler und Jonathan Giacomini infizierten Hummeln (Bombus impatiens) mit dem Parasiten Crithidia und fütterten sie entweder mit dem Pollen von Sonnenblumen, Buchweizen, Raps oder einer Mischung aus allen dreien. Kleine Hummelkolonien vermehrten sich stärker, wenn sie mit Sonnenblumenpollen statt etwa mit Buchweizenpollen versorgt wurden, obwohl beide im Proteingehalt übereinstimmen. »Sonnenblumenpollen reduzierte die Infektionsintensität in mehreren Experimenten drastisch«, berichten die Forscher. Daraufhin untersuchten sie wilde Hummeln in einer Feldstudie im westlichen Massachusetts. Dort sind bis zu 80 Prozent der Hummeln mit Crithidia infiziert, wie Adler erklärt, aber: »Je mehr Sonnenblumen angebaut wurden, desto geringer der Befall.« Mögliche weitere Einflussgrößen wie andere blühende Pflanzen könnten dabei allerdings ebenfalls eine Rolle spielen.

In einer ersten Pilotstudie setzten Adler und ihre Kollegen außerdem die Europäische Honigbiene (Apis mellifera) dem Parasiten Nosema ceranae aus. Dessen kleine Sporen verursachen die unter Honigbienen verbreitete Krankheit Nosemose. »Sonnenblumenpollen reduzierte Infektionen bei Honigbienen, wenn auch weniger als bei Hummeln«, so das Fazit. Die Sterblichkeit sei jedoch nicht gesunken – im Gegenteil, wie die Ökologen bei den mit Nosema infizierten Bienen beobachteten. Deshalb empfehlen sie, die Vor- und Nachteile von Sonnenblumenpollen vor dem gezielten Einsatz genauer zu untersuchen.

Experimente mit dem Nektar von Sonnenblumen hätten keine klaren Ergebnisse erbracht, was daran liegen könne, dass dieser weniger konzentrierte Abwehrstoffe enthalte als Sonnenblumenpollen. Er diene Bienen und Hummeln zwar als Protein- und Fettquelle, aber in der Natur besuchten die Insekten lieber Pflanzenarten, die Pollen mit einem höheren Protein-Lipid-Verhältnis produzieren, wie Adler und ihre Kollegen berichten. Honigbienen etwa bevorzugten Mais, Klee und blühende Bäume, doch bei einer Infektion mit Nosema schwenkten sie häufig auf Sonnenblumen um: »ein Hinweis auf Selbstmedikation«.

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