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Sonnenforschung: Der erste Blick auf den Sonnen-Südpol

Die europäische Sonde Solar Orbiter sendet Bilder des Südpols der Sonne zur Erde. Eine Premiere, denn bislang gab es nur stark verzerrte Bilder der solaren Pole.
Eine Nahaufnahme der Sonne mit einem Teil ihrer Oberfläche, die in einem goldenen Licht leuchtet. Über der Sonnenoberfläche sind grüne und rote Linien zu sehen, die möglicherweise zur Markierung von Koordinaten oder zur Analyse verwendet werden. Ein kleiner rechteckiger Bereich in der Mitte zeigt eine vergrößerte Ansicht eines bestimmten Abschnitts der Sonnenoberfläche. Der Hintergrund ist dunkel, was den Kontrast zur leuchtenden Sonne verstärkt.
Keine Spur von Kälte: Der Südpol der Sonne unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von anderen Regionen unseres Tagesgestirns.

Im März 2025 flog die europäische Raumsonde Solar Orbiter wieder dicht an unserem Tagesgestirn vorbei. Dabei gelangen mit ihr zum ersten Mal Bilder des solaren Südpols, der von der Erde kaum und dann stark verzerrt zu sichten ist. Durch einen Vorbeiflug an der Venus im Februar 2025 wurde die Bahn der Sonnensonde um 17 Grad gegenüber der Erdbahnebene – der Ekliptik – verkippt, so dass sich den Kameras der Sonde ein weitgehend unverzerrter Blick auf den Südpol bot. Bislang war nur sehr wenig über diese Region auf der Sonne bekannt.

Das Bild wurde vom Extreme Ultraviolet Imager (EUI) aufgenommen, die Kamera arbeitet im energiereichen Ultravioletten nahe am Übergang zur Röntgenstrahlung. Es zeigt somit Strukturen in heißen Gasschichten oberhalb der sichtbaren Sonnenoberfläche, der Photosphäre. Sie zeichnen den Verlauf von lokalen Magnetfeldern nach und zeigen sich komplex aufgebaut. Es offenbart sich ein Nebeneinander kleiner Regionen mit unterschiedlicher Polarität. Die Polregionen sollten sich im Verlauf des solaren Zyklus deutlich verändern; derzeit befinden wir uns in einem solaren Maximum mit vielen Sonnenflecken und Strahlungsausbrüchen. Im Visuellen sind die Pole unauffällig. Bislang fanden sich auf den Bildern keine Hinweise auf Besonderheiten wie große Wirbel an der Rotationsachse der Sonne.

Bis Ende des Jahres 2026 wird Solar Orbiter beide Sonnenpole noch dreimal aus einem Winkel von bis zu 17 Grad beobachten können, demnächst wird es die ersten Ansichten des solaren Nordpols geben. Am 24. November 2026 fliegt die Sonde erneut dicht an der Venus vorbei, um ihre Neigung zur Erdbahnebene auf 23 Grad zu erhöhen, wodurch sich die Sonnenpole noch besser beobachten lassen. Solar Orbiter befindet sich bereits seit Februar 2020 im All und ist in sehr gutem technischem Zustand.

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