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Software »Sormas«: Gesundheitsämter verfolgen Corona-Kontakte unterschiedlich

Die einheitliche Software »Sormas« soll Gesundheitsämtern bundesweit die Corona-Kontaktverfolgung erleichtern. Doch so manche verzichten bewusst darauf, andere tun sich schwer, auf das digitale Tool umzustellen, wie ein Bericht zeigt.
Infektionsketten unterbrechen, Ausbrüche eindämmen – dabei kann die Kontaktverfolgung von Corona-Infizierten helfen.

Um die Ausbreitung von Coronaviren zu verlangsamen, gilt es, Infizierte und ihre Kontakte genau zu kennen. Eine einheitliche Software soll den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gesundheitsämter bundesweit dabei helfen. Doch die Umstellung auf »Sormas«, kurz für Surveillance and Outbreak Response Management System, läuft nicht wie empfohlen. Es gibt vielerorts technische, organisatorische und praktische Probleme, wie ein Bericht der Gesundheitsministerkonferenz an die Ministerpräsidenten zeigt.

Mitte November hatte die Ministerpräsidentenkonferenz das Ziel ausgegeben, dass 90 Prozent der 375 Gesundheitsämter bis Mitte Januar »Sormas« nutzen sollen. Tatsächlich waren es zu Jahresbeginn erst 30 Prozent, also 111 Ämter.

Die Umsetzungsquote reichte von 0 Prozent (Sachsen, Saarland, Rheinland-Pfalz und Hamburg) bis 100 Prozent in Bremen – dort sind allerdings auch nur zwei Ämter angeschlossen. Die Quote in bevölkerungsstarken Flächenländern dümpelte bei 29 Prozent (Baden-Württemberg) bis 43 Prozent (Bayern).

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In Hamburg gilt eine Umstellung auf Sormas als nicht praktikabel

Mal werden als Hinderungsgründe fehlende Schnittstellen zu anderen Softwareprodukten wie »Demis«, dem Deutschen Elektronischen Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz, angeführt. Mal wird die Verwendung anderer – funktionierender – IT-Lösungen als Grund angegeben. So setzt etwa Hamburg auf den »Hamburger Pandemiemanager«. Eine Umstellung auf »Sormas« wird in der aktuellen Pandemiesituation als nicht praktikabel bezeichnet. Ein neues System würde zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeuten und die Reaktionszeiten verlängern.

Ähnlich in Hessen: Dort wird bei den abgefragten Gesundheitsämtern mitunter auf die kommunale Eigenständigkeit verwiesen. Schließlich habe der Beschluss der Ministerpräsidenten von Mitte November nur empfehlenden Charakter. Auch aus Niedersachsen wird gemeldet, man habe auf den verpflichtenden Einsatz von Sormas bewusst verzichtet. Aktuelle Rückmeldungen der Gesundheitsämter an das Landesgesundheitsamt bestätigten, dass »diese Entscheidung richtig war«. Aus Rheinland-Pfalz heißt es, man setze auf das digitale Werkzeug »Mikado«. Ein Wechsel zu Sormas sei weder sinnvoll noch machbar.

Immer mehr Labore nutzen das Tool »Demis«

In einer Kommentierung zu den Länderberichten wirbt das Bundesgesundheitsministerium für die einheitliche Software: Bereits durch die jetzt verfügbare Anbindung des digitalen Symptomtagebuchs könne Sormas zu einer Entlastung der Gesundheitsämter beitragen. Diese Software ermögliche über das Management von Corona-Kontaktpersonen hinaus weitere Funktionen, die die Anwendungen in den Ländern nicht bieten.

Bei einem anderen Werkzeug dagegen können die Länder Vollzug melden: Alle 375 Gesundheitsämter können über das Tool »Demis« Sars-CoV-2-Meldungen erhalten. Allerdings haben Mitte Januar nur 219 von 557 meldenden Laboren das Programm genutzt, heißt es. (fst)

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