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Kosmischer Sound: Voyager 1 und das Summen zwischen den Sternen

In den unendlichen Weiten des Weltraums ist ein monotones Brummen zu hören. Zwar summt interstellares Gas nur schwach, wie der Lauschangriff der NASA-Sonde Voyager 1 zeigt, aber konstant.
Mit rund 61.000 Kilometern pro Stunde reist NASA-Sonde Voyager 1 durch den interstellaren Raum. (Symbolbild)

Als erste aktive Sonde hatte Voyager 1 den Einflussbereich des Sonnenwinds verlassen und war in den interstellaren Raum vorgedrungen. Als erste hat sie sich in der Region umgehört und dabei den Sound des Kosmos aufgezeichnet. Die Messungen verraten etwas über die Plasmadichte und Turbulenzen in dem weit entfernten Reich, wie ein Team im Magazin »Nature Astronomy« berichtet. Das andauernde Grundrauschen sei sehr schwach und monoton, heißt es, außerdem findet es laut Studie in einem engen Frequenzbereich statt.

Rund 23 Milliarden Kilometer hat Voyager 1 seit ihrem Start vor 44 Jahren zurückgelegt – so weit hat sich bisher kein von Menschenhand geschaffenes Objekt von der Erde entfernt. Derzeit rast die Schüssel mit etwas mehr als 61 000 Kilometern pro Stunde durch das Universum. Bis dieser Text geschrieben ist, wird sie damit weiter gereist sein, als so manche im gesamten vergangenen Corona-Krisenjahr.

Pyro-Shock-Testing und Akustik-Check | Wie Ingenieure am 18. November 1976 an der Voyager-Sonde der NASA arbeiten, zeigt dieses Archivfoto.

Auf ihrem Weg ohne Endziel horcht die Sonde ins All hinein, dort wo von unserer Sonne ausgesandte Materie auf galaktische Teilchen und Felder trifft. Das Plasma Wave System macht es möglich. Die Gruppe um Studienautorin Stella Ocker von der Cornell University in Ithaca, New York, entdeckte die Wellen des interstellaren Plasmas, indem sie die regelmäßigen Schwankungen untersuchten, die Voyager während des Flugs im elektrischen Feld aufgezeichnet hat.

Die Wellen bestehen aus Verschiebungen zwischen den beiden Komponenten des Plasmas: positiv geladene Ionen und negativ geladene Elektronen. Trotz dieser Verschiebung neigt das Plasma dazu, an Ort und Stelle zu bleiben. Die Wellen gehen in keine bestimmte Richtung – wie die stationären Wellen in einem See an einem windigen Tag, sagt Ocker.

Ein Lauschangriff alle 0,03 AE

In der Vergangenheit hatten Astrophysikerinnen und Astrophysiker ähnliche Messungen von interstellaren Plasmawellen durchgeführt, die von Sonnenereignisse ausgelöst worden waren. Doch für diese Studie wurden erstmals kontinuierliche Daten zur Plasmadichte ausgewertet. Der durchschnittliche Abtastabstand habe 0,03 AE betragen, schreibt das Team.

Voyager 1 war im Sommer 1977 kurz nach ihrer Zwillingssonde Voyager 2 gestartet. Ziel der Mission war es, die Planeten Jupiter und Saturn sowie deren Monde zu untersuchen. Weil sich die Sonden widerstandsfähiger zeigten als gedacht, ließ man sie auch noch Uranus und Neptun begutachten und seit August 2012 eben auch den interstellaren Raum.

Wer wissen möchte, wo sich die Voyager-Sonden mittlerweile befinden, kann sie mit Hilfe einer 3-D-Animation der NASA in Echtzeit verfolgen. Gemessen an der geschätzten Lesezeit dürfte Voyager 1 nun mindestens weitere 2000 Kilometer hinter sich gelassen haben. Bis 2025 die Stromversorgung versiegt, sollte sie also noch einiges an Strecke machen.

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