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SpaceX-Starship: Start größter Rakete der Welt verschoben

Es wäre der Lift-off der bislang größten und stärksten Rakete gewesen. Doch ein technisches Problem machte dem Starship von SpaceX einen Strich durch die Rechnung.
Starship und Super Heavy bereit zum Start
Erstmals wird das Starship an der Spitze der Super-Heavy-Trägerrakete fliegen. Die Kombination beider könnte dank ihrer immensen Frachtkapazität die Raumfahrt revolutionieren.

Update vom 18. April: Der nächste Startversuch ist für Donnerstag, den 20. April 15:28 und 16:30 Uhr geplant. Das teilte das Raumfahrtunternehmen am Dienstag mit.

Mit noch 40 Sekunden auf der Uhr wurde der Start von SpaceX' überdimensionalem neuem Raketensystem kurz vor Ablauf des Countdowns abgebrochen. Der nächste Startversuch wird in frühestens 48 Stunden erfolgen, hieß es kurz danach bei dem privaten Raumfahrtunternehmen. Grund für den Startabbruch waren offenbar technische Probleme in der ersten Stufe der Trägerrakete.

Zuvor sah dank einer kurzfristigen Startgenehmigung durch die US-amerikanische Luftfahrtbehörde alles danach aus, als könnte SpaceX sein neuartiges Raketensystem erstmals in die Luft steigen lassen. Die Super-Heavy-Trägerrakete und das Starship an ihrer Spitze sollten um 15.20 Uhr deutscher Zeit vom texanischen Weltraumbahnhof Starbase abheben. Es wäre ein Flug der bislang längsten und stärksten Rakete der Welt gewesen.

SpaceX-Gründer Elon Musk hatte bereits im Vorfeld die Erwartungen heruntergeschraubt: Man solle keinen Erfolg erwarten, sagte er Medienberichten zufolge am Sonntagabend. Anders als die NASA hat sein Raumfahrtunternehmen schon mehrfach bewiesen, dass es auch Testflüge unternimmt, bei denen die reelle Gefahr eines Totalversagens besteht. Das Starship, das wiederverwendbare Frachtmodul an der Spitze der Rakete, war in der Vergangenheit des Öfteren spektakulär explodiert.

Bei dem für Montag angesetzten Testflug sollte erstmals das Starship an die Spitze der Super Heavy gesetzt werden. Die Gesamtkonstruktion hat eine Länge von drei Passagierflugzeugen. Mit 120 Metern ist sie noch einmal zehn Meter länger als die bislang stärkste Rakete, die Saturn V, welche die Apollo-Astronauten auf ihre Flüge zum Mond brachte. Insgesamt 33 »Raptor«-Raketentriebwerke werden den immensen Schub entwickeln, der nötig ist, um Rakete und Starship in die Luft zu heben.

http://www.youtube.com/watch?v=L5QXreqOrTA
Livestream des Starship-Starts

Beide Komponenten sind als wiederverwendbare Einheiten ausgelegt. Künftig sollen sie durch eigenen Antrieb sicher auf der Erde landen. Die Technik dahinter ist Fachleuten zufolge extrem komplex, sie steckte auch hinter zahlreichen Fehlschlägen bei den Tests. Funktioniert das Verfahren jedoch einmal zuverlässig, könnte es den Preis für Raketenflüge drastisch reduzieren. Bei ihrem ersten gemeinsamen Testflug werden die beiden Komponenten allerdings keinen Landeversuch unternehmen. Sie sollen ins Meer fallen, die Super Heavy in den Golf von Mexiko, das Starship in den Pazifik nahe Hawaii.

Zuvor soll sich das Starship zwei Minuten und 52 Sekunden nach Lift-off von der Trägerrakete ablösen und wenige Sekunden später seine eigenen Antriebe für rund sechs Minuten zünden. Zirka eine Stunde wird es danach im Gleitflug verbringen und auf eine Höhe von rund 240 Kilometern aufsteigen. Mit etwa 28 000 Kilometer pro Stunde erreicht es dabei knapp die Geschwindigkeit, die notwendig ist, um in einen niedrigen Erdorbit einzutreten. Allerdings wird das Starship bei dem geplanten Flug keine Erdumlaufbahn erreichen, sondern mit hoher Geschwindigkeit den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre testen. Der Test wird laut Plan 90 Minuten nach dem Start enden.

Mit der Kombination aus Super Heavy und Starship könnte die Raumfahrt in eine neue Ära eintreten. »Starship ist nicht nur eine schrittweise Veränderung, es ist ein bedeutender Paradigmenwechsel«, sagte Jennifer Heldmann vom Ames Research Center der NASA vor einem Jahr in »Spektrum.de« (Mehr dazu: »Mit Superraketen auf zu neuen Welten«). So könnte das Starship oder die ebenfalls gigantische SLS-Rakete der NASA einen Satelliten wie zum Beispiel das James-Webb-Teleskop in entfaltetem Zustand ins All transportieren. Beide Trägerraketen haben eine dermaßen enorme Schubkraft, dass sie mit größeren Raumfahrzeugen in kürzerer Zeit entlegene Winkel des Sonnensystems erreichen können als kleinere Raketen. Das Starship lässt sich sogar im Weltraum auftanken und könnte demnach große Nutzlasten zu schwer zugänglichen Orten wie Jupiter und Saturn oder anderen Ziele im Sonnensystem transportieren.

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