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News: Späte Disqualifikation des Siegers

Vor fünf Jahren wurde der Traum aller Science-Fiction-Fans und Astronomiebegeisterten endlich war: Um einen fernen Pulsar waren drei Planeten entdeckt worden. Kleine Schwankungen in der ansonsten sehr regelmäßigen Signalfolge des Pulsars hatten die optisch nicht nachweisbaren Begleiter verraten. Doch nun berichtet ein deutsch-amerikanisches Wissenschaftlerteam, daß die Abweichungen wahrscheinlich durch unsere eigene Sonne verursacht wurden. Zumindest der innerste Planet um PSR B1257+12 ist wahrscheinlich ein Trugbild.
Die Forscher beschreiben in Science vom 12. Dezember 1997, wie Radiowellen in der Heliosphäre der Sonne so verändert werden, daß dadurch Planeten um den Pulsar PSR B1257+12 vorgetäuscht werden können. Ihre Analyse basiert zum Teil auf Experimenten mit der Sonde Pioneer 10, die den äußersten Planeten unseres Sonnensystems schon längst hinter sich gelassen hat. Sie befindet sich nun in der Heliosphäre, die durch das Plasma des Sonnenwindes – einem Teilchenstrom, der hauptsächlich aus Elektronen, Protonen und Heliumkernen besteht – dominiert wird.

Die Daten von Pioneer 10 stammen aus dem regelmäßigen Funkkontakt, der noch zwischen Sonde und Erde besteht. Dabei wird ein Signal von der Erde ausgesandt, von der Sonde empfangen und zurückgeschickt und trifft schließlich nach Stunden wieder auf unserem Heimatplaneten ein. Mit hochstabilen Wasserstoffmasern als Taktmesser lassen sich die Laufzeiten der Radiowellen sehr genau auf sogenannte Doppler-Verschiebungen untersuchen. Nachdem die Rohdaten um systembedingte Größen, wie Änderungen der Position und Geschwindigkeit von Pioneer 10, korrigiert waren, entdeckten Klaus Scherer vom Max-Planck-Institut für Aeronomie und seine Kollegen H. Fitchner von der Universität Bonn sowie J. Anderson und E. Lau vom Jet Propulsion Laboratory Schwankungen in der Übertragungsdauer, die mit einer Periode von 25,3 Tagen auftraten. Nach Meinung der Wissenschaftler werden die Schwankungen durch Fluktuationen in der Elektronendichte des Sonnenwindes verursacht. Diese wiederum entstehen durch die Rotation der Sonne.

Der vermeintliche Nachweis von Planeten um den Pulsar wurde ebenfalls über Messungen des Doppler-Effektes bei Radiowellen mit ähnlichen Frequenzen erbracht. Die Periode von 25,3 Tagen wurde damals so interpretiert, daß der Pulsar durch seine Begleiter angezogen wird und sich ein wenig auf ihn zubewegt. Von der Erde aus gesehen kommt er dann – je nach der jeweiligen Position des Planeten um PSR B1257+12 – auf uns zu, bewegt sich seitwärts oder entfernt sich. Diese Bewegung hätte die winzigen Abweichungen im Signal, das der Pulsar selbst aussendet, erklären können.

Da die neuen Ergebnisse alleine durch den Sonnenwind hervorgerufen die gleiche Schwankungsperiode zeigen, glauben die Forscher, daß auch die scheinbaren Fluktuationen des Pulsars erst in der Heliosphäre entstehen. Zumindest der innerste Planet von PSR B1257+12 wäre dann eine Täuschung gewesen.

Doch zum Trost für alle Freunde von Weltraumabenteuern: Mittlerweile ist eine Reihe weiterer Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt worden. Also genug Stoff zum Träumen.

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