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News: Spermieninjektion verzögert die Ei-Entwicklung

Sie macht zwar keinen Spaß, ist aber effektiv - die intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Schon viele unfruchtbare Männer konnten mit ihrer Hilfe Kinder zeugen: Ein Arzt injiziert mit einer feinen Nadel ein einzelnes Spermium in eine Eizelle. Obwohl Tausende von Kindern auf diese Weise entstanden, war bislang unklar, ob ICSI Auswirkungen auf das befruchtete Ei hat. Jetzt fanden Wissenschaftler heraus, daß sich anscheinend zumindest bei Rhesusaffen Folgen zeigen - die Entwicklung von Affenembryonen, die mit Hilfe von ICSI gezeugt wurden, beginnt anders als die auf andere Weise befruchteter Eizellen.

Babys, die durch intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) entstanden, sind anscheinend genauso gesund wie andere Kinder auch. Allerdings treten bei ihnen fünfmal häufiger Anomalien der Geschlechtschromosomen auf. Ob daran jedoch die Injektionstechnik oder die Verwendung von minderwertigem Sperma schuld ist, war unklar. Deshalb untersuchten Gerald Schatten von der Oregon Health Sciences University und seine Kollegen die Entwicklung von Rhesusaffen-Eizellen, die sie mit gesundem Sperma befruchteten – entweder in Petrischalen oder durch Mikroinjektion.

Ziel der ICSI ist es, das Spermium in die Eizelle einzubringen, ohne die Zellteilung zu stören. Schattens Arbeitsgruppe stellte jedoch fest, daß das nur dann wirklich gelang, wenn die Chromosomen der Eizelle mit einem speziellen Farbstoff eingefärbt waren. Das Team überwachte anschließend die befruchteten Eier und entdeckte dabei, daß sich die frühen Phasen der Befruchtung geändert hatten. "Wir waren überrascht herauszufinden, daß die sich die gesamte Choreographie der Ereignisse ändert, wenn ein intaktes Spermium einfach in das Ei hineingepackt wird", sagt Schatten. Die DNA-Synthese verzögerte sich um Stunden, vor allem, weil die Mikroinjektion Ereignisse wie die Spermium-Ei-Bindung und die Entfernung von Spermaproteinen umgeht (Nature Medicine vom April 1999). Schatten kennt die Konsequenzen dieser Verzögerung nicht, betont jedoch, daß sie wahrscheinlich nur geringfügig sind. Embryos mit schweren Chromosomenschäden überleben die Schwangerschaft meist nicht.

Trotzdem könnten einige Risiken des Verfahrens noch unbekannt sein, meint Kristen Ivani vom Reproductive Science Center of the San Francisco Bay Area. Da die ältesten ICSI-Kinder erst sechs Jahre alt sind, wisse man noch nicht, ob sie einmal Probleme mit der Fruchtbarkeit haben würden.

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