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130-fache Erdbeschleunigung: Spinne macht ihr Netz zum Superkatapult

Eine winzige Spinne fängt Mücken mit einer Schleuder. Nun haben Fachleute gemessen, welche enormen G-Kräfte dabei entstehen. Doch ein Rätsel bleibt ungelöst.
Eine gelb-braune Zwergradnetzspinne sitzt an der Spitze ihres Trichternetzes und spannt den von dort gespannten Seidenfaden.

Eine nur einen Millimeter große Spinne beschleunigt ihr Netz binnen Sekundenbruchteilen auf eine Geschwindigkeit von vier Metern pro Sekunde. Sie fängt so extrem reaktionsschnelle Insekten wie Moskitos und erzeugt dabei G-Kräfte, die dem 130-Fachen der Erdbeschleunigung entsprechen. Das berichten Symone Alexander und M. Saad Bhamla jetzt in »Current Biology«. Menschen überstehen ein Zehntel dieser Kräfte, und das nur für kurze Zeit, zum Beispiel bei extremen Manövern in Kampfflugzeugen. Dass Zwergradnetzspinnen, wie diese Gattung auf Deutsch heißt, ihre trichterförmigen Netze als Katapult nutzen, weiß man schon länger – doch über die dabei auftretenden Kräfte und Geschwindigkeiten konnten Fachleute bisher nur spekulieren.

Alexander und Bhamla nutzten Hochgeschwindigkeitsaufnahmen der Zwergradnetzspinnen, um die Dynamik ihrer Katapultnetze zu erfassen. Die Spinnen bauen ein normales Radnetz und befestigen dann im Zentrum des Rads einen weiteren Faden zu einem Ast oder Blatt hinter dem Netz. Mit den Hinterbeinen halten sie ihr Netz fest, während sie mit den Vorderbeinen den Faden straff ziehen, so dass das Netz trichterförmig gespannt wird.

In dieser Position verharren sie, bis ein unglückliches Insekt vor ihr Netz fliegt – und mit enormer Geschwindigkeit von dem Seidenkatapult gefangen wird. Rätselhaft ist nach Angaben von Alexander und Bhamla jedoch noch, woher die Spinne die – für ihre Verhältnisse – enorme Kraft von mindestens zwei Zehntel Millinewton aufbringt, das Netz stundenlang gespannt zu halten. Womöglich nutze das Tier eine Art Abzugsmechanismus, bei dem es das Netz ohne Kraftaufwand arretiert und einfach nur den Auslöser betätigt.

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