Kuriose Fortbewegung: Springen ohne Beine dank Gecko-Effekt
Klebeflächen an Kopf und Schanz helfen einer wurmartigen Insektenlarve, ganz ohne Beine große Sprünge zu machen. Bis zum 36-Fachen ihrer eigenen Körperlänge springen die Larven von Gallmücken durch die Luft, und der Schlüssel zu dieser Fähigkeit sind nur einen Mikrometer lange, fingerartige Fasern mit extremer Haftkraft, berichtet eine Arbeitsgruppe um Sheila Patek von der Duke University. Wie das Team im »Journal of Experimental Biology« schreibt, binden diese Fasern so fest aneinander, dass das nur drei Millimeter lange Tier genug Spannung aufbauen kann, um mehr als zwölf Zentimeter weit zu fliegen. Über den Mechanismus dieser starken Bindung rätseln Fachleute noch. Die Mikrostruktur aus in Reihen angeordneten Fasern ähnelt stark der haftenden Unterseite des Geckofußes. Unklar ist, ob die Kräfte zwischen den Flächen allein durch den Gecko-Effekt, also zwischenmolekulare Kräfte zwischen den Oberflächen, zu Stande kommt oder ob die kleinen Haare sich womöglich außerdem ineinander verhaken.
Mit einer Absprunggeschwindigkeit von fast einem Meter pro Sekunde gleicht die Leistungsfähigkeit des Würmchens durchaus jener der Flöhe – die nötige Energie bringt das Tier auf, indem es die Klebeflächen an Kopf und Schwanz zusammenpresst und seinen Körper quasi hydraulisch unter Spannung setzt. Das relativ steife letzte Drittel ihres Körpers nutzt die Larve als eine Art provisorisches Bein, um sich von der Unterlage abzustoßen. Diese Art der Fortbewegung beherrschen zwar auch andere wurmartige Lebewesen – die jedoch nutzen harte Teile ihres Kiefers, um sich zum Ring zu rollen und so Spannung aufzubauen. Die Klebeflächen der Gallmücken dagegen sind ungewöhnlich. Zudem ist nicht bekannt, warum die Gallmückenlarven springen; sie können nicht zielen, was die Technik riskant macht. Andererseits ist das Springen sehr energiesparend: Um die gleiche Entfernung zu kriechen, müsste das Tier 28-mal so viel Energie aufwenden.
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