Direkt zum Inhalt

Archaeoagrarwissenschaft: Spuren antiker Honigindustrie

Bei Ausgrabungen in der antiken Stadt Tel Rehov in Israel kamen 3000 Jahre alte Bienenstöcke ans Tageslicht. Dass Bienen im antiken Nahen Osten eine wichtige Rolle spielten, ist durch bildliche Darstellungen und Textquellen belegt. Erst jetzt können Wissenschaftler jedoch sehen, welche Ausmaße die Bienenzucht in dieser Zeit hatte. In dem neu entdeckten Bienenhaus fanden etwa hundert Bienenkörbe Platz, meint der Archäologe Amihai Mazar von der Hebräischen Universität von Jerusalem, es muss also eine richtige Honigindustrie gegeben haben.

Die zylindrischen Körbe hatten einen Durchmesser von 40 Zentimeter und waren 80 Zentimeter hoch. Sie bestanden aus Stroh und ungebranntem Lehm. Durch ein Loch an der Seite konnten die Bienen hinein und hinaus fliegen; den Honig entnahmen die antiken Imker durch eine mit einem Deckel verschlossene Öffnung auf der Rückseite. Die Stöcke standen streng aufgereiht sogar in mehreren Etagen übereinander.

Die Bienenkörbe … | … wurden dreistöckig in einer Reihe gelagert. Nur noch die Grundflächen der untersten Lage sind erhalten.
Die Lage des Apiariums, wie ein Bienenhaus auch genannt wird, lässt auf eine große Bedeutung der Tiere für die Einwohner schließen: Es befand sich im Zentrum der Stadt, in der um 900 v. Chr. etwa 2000 Menschen lebten. Ezra Marcus von der Universität Haifa vermutet, dass die Bienen so wichtig waren, dass sie der Herrscher der Stadt unter seiner Kontrolle wissen wollte. Denn die Bienen produzierten natürlich einerseits Honig als Lebensmittel, andererseits stellte man aus Bienenwachs Schreibtafeln her oder machte aus ihnen Matrizen für die Eisenindustrie. Außerdem hatte Honig als Heilmittel und in verschiedenen Kulten eine große Bedeutung.

Mit diesem Fund könnte auch ein Bild erklärt werden, dass die Bibel 16 Mal zur Beschreibung Israels bemüht – das Land, in dem Milch und Honig fließen. Bisher ging man davon aus, mit "Honig" sei das Fruchtfleisch von Datteln gemeint. Die neu entdeckten Bienenstöcke lassen den Schluss zu, dass es tatsächlich um Honig handelt. (sh)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.