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News: Spuren im Sand

Wann tauchten die ersten bilateralsymmetrischen Tiere auf? Vermutlich nicht vor 555 Millionen Jahren - wie ihre Spuren offenbaren.
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Revolutionen hat nicht erst der Mensch erfunden, auch die Natur greift mitunter zu umwälzenden, dramatischen Veränderungen. Ein Beispiel hierfür ist die kambrische Explosion vor fast 600 Millionen Jahren: Während aus der Zeit vorher, dem Proterozoikum, nur wenige Lebensspuren überliefert sind, erscheinen im Kambrium "plötzlich" alle heute bekannten Tierstämme – mit Ausnahme der Wirbeltiere. Was war geschehen?

Letztlich bleibt die Antwort im Dunkeln, doch für heutige Paläontologen war die "Erfindung" von Hartteilen – wie Skeletten und Schalen – im Kambrium hilfreich, können hieraus doch Fossilien entstehen. Weiche Körperstrukturen bleiben dagegen wesentlich seltener über die Jahrmillionen erhalten. Das bedeutet, dass hoch entwickelte Tierformen durchaus bereits im Proterozoikum existiert haben könnten – und hier beginnt der Streit der Gelehrten.

Glücklicherweise zeugen nicht nur sterbliche Überreste von früheren Existenzen, sondern auch ihre Aktivitäten können Spuren hinterlassen, wenn die Tiere über den Sand krochen und Bauten angelegt haben. Und aus solchen fossilierten Tierspuren schlossen Wissenschaftler, dass bilateralsymmetrische Tiere – zu denen alle Tierstämme außer Schwämmen und Hohltieren gehören – bereits früh in der Erdgeschichte auftraten.

Mary Roser von der University of California in Riverside hat sich zusammen mit ihren Kollegen diese Spuren im alten Sand noch einmal angeschaut. Die Wissenschaftler analysierten weltweit Gesteinsproben aus Australien, Neufundland, den USA, Skandinavien und Namibia. Damit lag ihnen umfangreiches Material vor, das 535 bis 565 Millionen Jahre alt war.

Und die Analyse ergab: Während Spuren aus dem Proterozoikum nur wenige Millimeter breit sind, deuten die Hinterlassenschaften zu Beginn des Kambriums vor 544 Millionen Jahren auf wurmartige Organismen hin, die bereits groß genug waren, um im Meeresboden richtige Gänge anzulegen. Die ältesten Spuren von bilateralsymmetrischen Tieren entstanden nach Ansicht der Forscher nicht vor 555 Millionen Jahren.

Roser schließt aus, dass eventuell vorhandene ältere Spuren durch Sedimentumlagerungen zerstört worden sind und daher heute nicht mehr nachgewiesen werden können. Denn die Sedimentationsbedingungen waren zu der Zeit günstig, sodass die Aktivitäten wurmartiger Tiere – wenn es sie bereits gab – auch entdeckt werden müssten. "Wir sahen eine allmähliche Zunahme der Diversität und Komplexität der Spurenfossilien ab der Zeit vor 555 Millionen Jahren, die als kambrische Explosion bekannt ist und das Erscheinen der Bilateria widerspiegelt", erläutert die Wissenschaftlerin. "Wir fanden jedoch keinen Hinweis für eine lange Geschichte größerer Tiere vor dieser Zeit."

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