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News: Stabile Knochen mit Mehrwert

Das Eintreten der Menopause ist für Frauen mit einer ganzen Reihe von Begleiterscheinungen verbunden. Eine davon ist die Abnahme der Hormonproduktion, die unter anderem die Osteoporose, den sogenannten 'Knochenschwund' begünstigt. Viele Frauen werden daher präventiv ab dieser Zeit medikamentös behandelt. Eines der Medikamente, welche vorbeugend gegen Osteoporose verabreicht werden, ist Raloxifen - ein selektiver Östrogen-Rezeptor-Modulator. Dessen Schutzwirkung vor Mamma- Karzinomen ist schon länger bekannt. Jetzt wurden die Ergenisse einer Studie veröffentlicht, nach der eine dreijährige Behandlung mit Raloxifen-Hydrochlorid das Risiko einer Erkrankung an invasivem Brustkrebs für die Probandinnen um etwa 76 Prozent verringerte.
Raloxifen-Hydrochlorid spricht im Körper zwar dasselbe "Vermittlermolekül" an wie die natürlichen Östrogene, nämlich den Östrogen-Rezeptor. Raloxifen koppelt jedoch an einen anderen Teil des Rezeptormoleküls als das natürliche Hormon. So ist das besondere an dieser Substanz, daß es wie ein Östrogen auf das Skelett- und das kardiovaskuläre System wirkt, aber wie ein Östrogen-Antagonist an den Zellen der Brustdrüse und an der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium). Dies bedeutet, daß ungünstige Wirkungen auf das Endometrium bei der Behandlung mit Raloxifen entfallen: Bei der Verabreichung von zusätzlichen Östrogenen gegen Osteoperose wird nämlich die Gefahr einer Erhöhung des Brustkrebsrisikos gesehen. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, daß Östrogene möglicherweise eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Brustkrebs spielen. Frauen nach der Menopause, bei denen hohe Spiegel von Östradiol – eines natürlich bei Säugetieren auftretenden Östrogens – vorhanden sind, besäßen auch das höchste Brustkrebsrisiko.

Schon frühere Studien wiesen darauf hin, daß dagegen der Einsatz eines selektiven Östrogen-Rezeptor-Modulators (SERM) sogar eine Verringerung dieses Risikos mit sich bringt. Im Journal of the American Medical Association vom 16. Juni 1999 (Abstract) veröffentlichen Steven R. Cummings von der University of California, San Francisco, und seine Kollegen nun die Ergebnisse der Multiple Outcomes of Raloxifen Evaluation (MORE). Diese internationale Studie basiert auf Informationen aus 180 klinischen Zentren aus 25 Ländern.

"Raloxifen reduzierte das Risiko von neu diagnostiziertem invasivem Brustkrebs um etwa 76 Prozent während einer durchschnittlichen Behandlungszeit gegen Osteoporose von 40 Monaten, der postmenopausale Frauen unterzogen wurden", erläutern die Wissenschaftler. "Dieses Ergebnis ging auf eine 90prozentige Senkung der Gefahr des Auftretens von Östrogen-Rezeptor-positivem Brustkrebs zurück. Ein Rückgang des Risikos für Östrogen-Rezeptor-negative Mamma-Karzinome zeigte sich nicht. Dies unterstützt die Vorstellung, daß Raloxifen mit den Östrogen-Rezeptoren der Brust interagiert und dort die Östrogen-induzierte DNA-Transkription verhindert." Unter einem negativen Östrogenrezeptorstatus wird hierbei verstanden, wenn diese nur in geringer Menge vorkommen. Nach dem bisherigen Kenntnisstand bindet Raloxifen an die Rezeptoren für Östrogene und unterbindet so die Effekte von Östrogenen bezüglich Brustkrebs und der Gebärmutterschleimhaut. Gleichzeitig aktiviert es aber auch diejenigen Östrogenrezeptoren, die für die positiven Effekte auf die Knochendichte verantwortlich sind.

Die MORE-Studie ergab, das eine dreijährige Behandlung mit dem Wirkstoff die Gefahr von Wirbelbrüchen verringerte, auf andersartige Frakturen aber keinen Einfluß hatte. Gleichzeitig konnte ein positiver Effekt auf den Fettstoffwechsel beobachtet werden. Der absolute Cholesterin-Spiegel senkte sich und auch der Gehalt des Blutes an "schlechtem" Cholesterin (Lipoproteine geringer Dichte, LDL) nahm ab.

Doch auch weniger positive Effekte zeigten sich: Raloxifen scheint auch die Östrogen-Rezeptoren zu aktivieren, die zu einer anormale Verklumpung des Blutes beitragen können. Damit würde sich die Gefahr von Aderverstopfungen erhöhen. Nach Angabe der Wissenschaftler war das Risiko einer Venenthrombose bei den mit Raloxifen behandelten Frauen 3,1mal höher als bei den Teilnehmerinnen aus der Placebo-Gruppe. Daher empfehlen die Forscher dieses Medikament sowie auch Tamoxifen- (ein weiteres "Anti-Östrogen") und Östrogengaben nicht für Frauen, bei denen schon einmal Venenthrombosen oder Lungenembolien eingetreten sind. Auch vor größeren Operationen und Phasen der Immobilisierung sollte eine Einnahme unterbrochen werden.

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