Herzrhythmusstörungen : Eine Tasse Kaffee pro Tag hilft gegen Vorhofflimmern

Herzrhythmusstörungen und Koffein galten lange als eher ungünstige Kombination. Ärztinnen und Ärzte rieten Betroffenen deshalb dazu, ihren Kaffeekonsum zu minimieren. Eine Studie von Fachleuten um Christopher Wong von der University of Adelaide in Australien stellt diese Empfehlung jedoch infrage. Denn die klinische Untersuchung an Menschen mit wiederkehrendem Vorhofflimmern zeigt: Kaffee könnte das Herz im Gegenteil sogar im Takt halten. Probanden, die mindestens eine Tasse pro Tag konsumierten, erlebten deutlich seltener Attacken als jene, die ganz auf Koffein verzichteten.
An der Studie nahmen 59 Patientinnen und 141 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 69 Jahren teil. Sie alle hatten vor Beginn der Untersuchung bereits regelmäßig Kaffee getrunken. Die Fachleute sortierten sie nach Zufallsprinzip in zwei gleich große Gruppen. 100 von ihnen sollten in den folgenden sechs Monaten mindestens einen Kaffee pro Tag zu sich nehmen, die restlichen 100 auf koffeinhaltige Speisen und Getränke verzichten. Etwas mehr als die Hälfte der Probanden entwickelten in dieser Zeit ein erneutes Vorhofflimmern. Die Zahl der Betroffenen unterschied sich merklich zwischen den Gruppen: Unter den Kaffeetrinkern waren es 47 Personen, bei den Abstinenten mit 64 Erkrankten rund ein Drittel mehr. »Die Untersuchung deutet darauf hin, dass Kaffee nicht nur sicher für die Patienten ist, sondern sie wahrscheinlich sogar schützt«, fasst Wong die Ergebnisse in einer Pressemeldung zusammen.
Wie Kaffee diesen positiven Effekt vermittelt, ist noch unklar. Die Studienautoren halten mehrere Einflussfaktoren für potenziell relevant. Das Stimulans könnte etwa die physische Aktivität erhöhen und auf diese Weise einem erneuten Vorhofflimmern vorbeugen. Auch die harntreibende Wirkung von Kaffee leiste möglicherweise einen Beitrag, postuliert einer der Autoren, Gregory Marcus von der University of California in San Francisco. »So könnte Koffein den Blutdruck und in der Folge das Risiko für Herzrhythmusstörungen senken.« Und mitunter fördern noch weitere Inhaltsstoffe im Gebräu die Herzgesundheit, vermutet er.
Vorhofflimmern ist weltweit die verbreitetste Herzrhythmusstörung. Schätzungsweise einer von drei Menschen entwickelt sie im Lauf des Lebens. Allein in Deutschland leben etwa zwei Millionen Betroffene. Die meisten Fälle bleiben wegen der unspezifischen Symptome – Erschöpfung, Müdigkeit, Schlafstörungen und Herzrasen – lange unbemerkt. Die Störung erhöht allerdings das Risiko für eine Herzinsuffizienz. Zudem gehen rund 20 bis 30 Prozent der Schlaganfälle auf sie zurück. Deshalb ist es wichtig, Vorhofflimmern früh zu diagnostizieren und Folgeerkrankungen vorzubeugen. Wenn sich die Resultate der Studie bestätigen, könnte auch der tägliche Kaffee hier in Zukunft eine Rolle spielen.
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