Grenoble in Frankreich: Stätte aus 16. Jahrhundert diente zur Schaustellung von Hingerichteten

Bei Grabungen in der französischen Stadt Grenoble haben Archäologen Überreste einer Konstruktion aus dem 16. Jahrhundert entdeckt, an der die Leichen von Hingerichteten zur Schau gestellt wurden. Zudem legten sie dort die Skelette von Männern und Frauen frei, die einst zum Tode verurteilt worden waren, wie das Institut national de recherches archéologiques préventives (Inrap) in einer Pressemitteilung berichtet.
Die Archäologen hatten die Stätte in Grenoble bereits 2024 ausgegraben, hatten aber bislang keine eindeutige Erklärung für deren Zweck gefunden. Bei der Freilegung einer Freifläche, der heutigen Esplanade in Grenoble, stießen sie auf ein viereckiges Mauerwerk und fanden dort verteilt auf zehn Gruben insgesamt 32 Tote. Die Verstorbenen waren achtlos übereinandergeworfen und teils in Stücken verscharrt worden. Bei den meisten Toten handelte es sich um Männer, einige wenige waren Frauen.
Zunächst vermuteten die Fachleute, es könnte sich um Gräber von gefallenen Soldaten oder Sträflingen und bei den Bauresten um ein Siechenhaus oder eine Kapelle gehandelt haben. Schließlich führten historische Dokumente auf die richtige Spur: Eine alte Planzeichnung gab die Form des freigelegten Mauerwerks mit denselben Maßen wieder. Demnach war der Ort als Galgen von Port de la Roche bekannt und wurde zwischen 1544 und 1547 erbaut. Auf dem gemauerten Fundament mit mehr als acht Meter Seitenlänge erhoben sich einst acht Steinpfeiler, auf denen eine Holzkonstruktion ruhte. Die gesamte Stätte stand zudem auf einer leichten Erhebung, da der Ort damals immer wieder vom Fluss Isère überschwemmt wurde.
Wie die Archäologen des Inrap erklären, sei der Ort genutzt worden, um die Leichen der Verurteilten außerhalb der Stadt zur Schau zu stellen. Die Hinrichtung selbst habe an anderer Stelle stattgefunden – auf dem Place aux Herbes in Grenoble. Dass die Leichen achtlos begraben, teils auch zerstückelt wurden, sollte vermutlich das Urteil aus Lebzeiten bis in den Tod verlängern, heißt es in der Pressemitteilung des Inrap.
Aus Gerichtsakten sind namentlich Männer bekannt, die in den 1570er-Jahren in Grenoble hingerichtet wurden, etwa Benoît Croyet und Charles Du Puy Montbrun. Beide waren Protestanten, die im Frankreich des 16. und 17. Jahrhunderts aufgrund ihres Glaubens stark verfolgt wurden. Zwischen 1562 und 1598 eskalierten die Auseinandersetzungen dann in den sogenannten Hugenottenkriegen.
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