Stammvater im Judentum, Christentum, Islam: Ausgerechnet Abraham?

Was man im 1. Buch Mose ab Kapitel 12 erfährt, ist nicht gerade geeignet, um seine Hauptfigur in ein schmeichelhaftes Licht zu rücken: Da ist der Einwanderer, der in seiner neuen Heimat die Macht übernimmt, der Fanatiker, der, ohne mit der Wimper zu zucken, seinen Sohn für einen imaginären Gott zu schlachten bereit ist. Dann der Lügner und Taktierer, der seine Frau für persönlichen Vorteil fremden Herrschern überlässt.
All das geht aus den alttestamentlichen Schriften unzweideutig über Abraham hervor. Umso verblüffender, dass manche ausgerechnet in diesem Abraham eine einende Gestalt im Konflikt der Weltreligionen sehen. Was macht ihn zu einem Friedensstifter im oft hasserfüllten Dialog zwischen Juden, Muslimen und Christen?
Weniger Bibelfeste verbinden mit ihm wohl noch am ehesten jene Episode aus dem Buch Genesis, in der er sich aufmacht, seinen Sohn als Opfer darzubringen, was glücklicherweise im letzten Moment verhindert wird. Weniger bekannt ist dagegen die Rolle, die dieser stets Prüfungen fordernde Gott ihm zugedenkt: »Ich will deine Nachkommen machen wie den Staub auf Erden«, lässt er ihn wissen. Und das bedeutet in diesem Fall: zahlreich. »Kann ein Mensch den Staub auf Erden zählen, der wird auch deine Nachkommen zählen.«
Zumindest im Glauben von drei Weltreligionen hat sich diese Prophezeiung erfüllt: Abermillionen gläubige Juden, Christen und Moslems berufen sich bis heute auf Abraham als Stammvater.
Drei Religionen sehen in Abraham ihren Stammvater
»Für Juden ist er der Vater ihres Glaubens an den einen Gott«, erklärt der Tübinger Abraham-Experte Karl-Josef Kuschel. Der Bürge eines Bundes, den Gott mit seinem Volk geschlossen hat. Das macht ihn zum »ersten Juden« überhaupt. Zentrale Figuren wie Moses oder David kommen in der biblischen Überlieferung erst viele Generationen später. Zugleich ist Abraham für gläubige Juden ein Stammvater im ethnischen Sinn: Er ist einer ihrer Vorfahren und die Juden eben jene verheißenen »zahllosen« Nachkommen.
Für Christen spielt diese Frage nach der ethnischen Abstammung zwangsweise eine untergeordnete Rolle. Sie gilt zwar für Jesus, der schon im ersten Satz des Neuen Testaments als »Sohn Abrahams« tituliert wird, nicht aber für seine Anhänger in anderen Weltregionen. Erklärungsbedürftig fand das offenbar schon der Apostel Paulus. In seinem um die Mitte des 1. Jahrhunderts verfassten Brief an die christliche Gemeinde in Rom nennt er Abraham »unser aller Vater vor Gott«. Will heißen: Abraham ist eher ein Urahn im Geiste.
Das Verbindende, so erläutert Kuschel: Christen, die an die Auferstehung Jesu von den Toten glauben, glauben »wie Abraham«. Bedingungslos und ohne Hinterfragung.
Und schließlich greift auch der im 7. Jahrhundert entstandene Koran die Überlieferung von Abraham auf – und zwar in beiderlei Weise: Arabische Muslime sehen sich als ethnische Nachkommen von Abraham, insbesondere von seinem Sohn Ismael, zugleich verbindet sie das Wesen ihres Glaubens. Sie sehen in ihm den ersten Menschen, der sich »dem einen Gott« unterwarf, erläutert Kuschel. Das macht sie zur »millat Ibrahim«, zur »Religionsgemeinschaft Abrahams«, wie es in der Sure 2 des Korans heißt.
So weit, so einig? Tatsächlich beginnt die Verwirrung schon in der bekanntesten der Abraham-Legenden, nämlich der über die Opferung seines »einzigen Sohns«. Die Bibel spricht von Isaak als einzigem Sohn, erwähnt aber auch eben jenen Ismael, den Muslime als Erstgeborenen bezeichnen, während Juden und Christen nur Isaak als Abrahams Sohn anerkennen. Es ist nicht der einzige Widerspruch in den Überlieferungen über diese literarische Figur.
Gab es Abraham wirklich?
Ob Abraham darüber hinaus als historische Person existiert hat, ist – wenig überraschend – ebenfalls umstritten. Einen belastbaren Nachweis gibt es jedenfalls nicht. Legt man die biblischen Erzählungen zugrunde, dürfte Abraham, so es ihn gegeben hat, zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. gelebt haben.
Laut Genesis, dem ersten Teil der jüdischen Thora, der auch zu Beginn der christlichen Bibel steht, lebte Abraham in der hochzivilisierten Stadt Ur. Sie war Teil des Reichs der Sumerer in Mesopotamien, dem heutigen Irak. Heute heißt der Ort Tall al-Muqayyar. Er liegt etwa 300 Kilometer südöstlich von Bagdad und wurde in den Jahren 1922 bis 1934 von Archäologen wiederentdeckt und ausgegraben. Abraham, der damals noch den Namen Abram trug, wuchs in einer Familie auf, die eine Vielzahl an mesopotamischen Göttern verehrte, ja mehr noch: Sein Vater Terach stellte selbst Götterfiguren her. Hauptgottheit in Ur war ein Mondgott.
Im Alter von 75 Jahren hatte Abram aber plötzlich eine übernatürliche Begegnung mit dem Gott Jahwe, der von ihm verlangte, ihn als den einzigen Schöpfer anzuerkennen. Der neue Gott versprach ihm zudem zahlreiche Nachkommen und änderte später Abrams Namen zu Abraham, was »Vater vieler Völker« heißen soll.
Abraham hatte mit seiner Frau Sarai – später Sarah – zu diesem Zeitpunkt keine Kinder. Mit 75 Jahren war ihm zudem die Hoffnung geschwunden, jemals welche zu bekommen. Und nun versprach ihm dieser Gott, der offenbar genau wusste, wo Abrahams wunder Punkt lag, viele Nachkommen. Dieses übernatürliche Erlebnis war laut Legende so intensiv, dass Abraham mit Gott einen Bund schloss und seither allen Anweisungen Jahwes bedingungslos folgte. Als Erstes zerschlug Abraham die »Götzen«-Kunstwerke seines Vaters. Dann brach er mit der gesamten Großfamilie auf, um die Stadt zu verlassen. So berichten es jüngere jüdische und islamische Überlieferungen. In Genesis heißt es lediglich, der Vater Terach sei derjenige gewesen, der mit der gesamten Sippe die Stadt verlassen habe.
Ein Stadtclan zog ins gelobte Land
Hier offenbart sich eine weitere Ungereimtheit: Der Stadtclan aus der hochzivilisierten Metropole Ur zog plötzlich mit zig Personen durch Steppen und Wüsten wie Nomaden. Eine schlüssige Erklärung dafür gibt es nicht. Entlang des Euphrats wanderte die Sippe nach Norden in die Stadt Harran. Der Ort existiert noch immer, er liegt in der Türkei nahe der syrischen Grenze und ist für seine bienenkorbartigen Lehmhäuser bekannt. Merkwürdig dabei: Harran war ein Zentrum eines Kultes, der eng mit dem Mondgottkult von Ur verbunden war.
Wenn sich Abraham jedoch zu einem anderen Gott bekannte, warum nahm er mit seiner Familie die Strapaze auf sich und wanderte an einen Ort, der nicht viel anders ist als der, aus dem er stammte? Keine der Quellen gibt darauf eine Antwort. Man erfährt lediglich, dass der Vater Terach in Harran starb. Erst jetzt soll Jahwe zu Abraham gesagt haben: »Zieh weg in das Land, das ich dir zeigen werde.« Also machte sich die Familie erneut auf den Weg und zog entlang einer uralten Karawanenstraße – wahrscheinlich über das spätere Aleppo – in das von Gott »gelobte Land« Kanaan. Doch nicht lange, da brach eine Hungersnot aus, die Abraham erneut zwang, mit seiner Sippe weiterzuziehen, dieses Mal in das wohlhabende Ägypten.
Obwohl auch seine Frau bereits hochbetagt war, heißt es, sie sei äußerlich sehr attraktiv gewesen. Die Legende offenbart uns nun in Abraham eine Person, die in äußerster Not bereit war, zu lügen: Denn rasch erregte offenbar Sarah das erotische Interesse des namentlich nicht genannten Pharaos. Aus Angst, der Herrscher würde ihn umbringen lassen, um an seine Frau zu gelangen, bat er Sarah, sich als seine Schwester auszugeben. Sie war in der Tat zugleich seine Halbschwester, die sein Vater mit einer anderen Frau gezeugt hatte.
Plagen für den Pharao
Der Pharao nahm Sarah tatsächlich in seinen Harem auf und vergnügte sich mit ihr. Nirgends findet sich ein Wort darüber, wie sich die andernorts als selbstbewusst geschilderte Sarah dabei wohl gefühlt haben mag. Immerhin behandelte der Pharao Abraham »ihretwegen gut«, sagt die Bibel. Der vor der Hungersnot geflohene Clan Abrahams »bekam Schafe und Ziegen, Rinder und Esel, Knechte und Mägde, Eselinnen und Kamele.«
Eigentlich hätten alle zufrieden sein können. Dennoch griff Jahwe um Abrahams und seiner Nächsten willen ein: Er sandte »schwere Plagen« über die Familie des ägyptischen Herrschers. Offenbar erkannte der Pharao den Zusammenhang zwischen Abraham und den nicht näher genannten Plagen. Jedenfalls stellte er den Fremden zur Rede: »Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie deine Frau ist?« Wohl aus Angst vor Abrahams schwarzer Magie schickte er ihn und Sarah sowie die ganze Sippe reich beschenkt von dannen. Diese zogen zurück nach Kanaan und ließen sich zunächst in der Nähe des heutigen Hebrons nieder. Dort kam es zum Streit mit seinem Neffen Lot über die zu geringe Weidefläche. Die Sippe teilte sich und Lot zog ins Jordanland.
Die Jahre vergingen, andere Völker vor Ort bekriegten sich, doch Gott Jahwe beruhigte Abraham und sagte: »Ich bin dein Schild.« Als Abraham schließlich doch noch in einen Konflikt mit einem lokalen Herrscher geriet, verfiel er auf die gleiche List wie einst in Ägypten: Er behauptete, Sarah sei seine Schwester, und bot sie auch diesem König als Frau an. Dieses Mal schritt Gott Jahwe schneller ein. Er erschien dem König im Traum und warnte ihn, Sarah anzurühren. Daraufhin reagierte der König genauso wie der Pharao und ließ von Sarah und Abraham ab.
Zwei Söhne, zwei Völker, ein Konflikt
Die zentrale Wendung in Abrahams Biografie entspinnt sich in den folgenden Passagen: Erneut erschien Jahwe seinem getreuen Anhänger und versprach ihm noch einmal, dass er, der mit seiner Frau Sarah noch kein einziges Kind bekommen hatte, Nachkommen in so großer Zahl haben werde »wie Sterne am Himmel« stehen. Da kam Sarah eine Idee. Sie überließ ihre Sklavin Hagai, die sie aus Ägypten mitgebracht hatte, ihrem Mann, damit er mit ihr ein Kind zeugen könne. Prompt wurde Hagai schwanger, verhielt sich daraufhin ihrer Herrin Sarah gegenüber aber herablassend. Sarah ließ sich das nicht bieten und »behandelte sie hart«, heißt es in der Bibel. Und so floh die schwangere Hagai in die Wildnis. Doch Gott hatte Mitleid mit ihr, schickte ihr einen Engel, der Hagai versprach, dass auch ihre Nachkommen so zahlreich sein würden, »dass man sie nicht zählen könne«.
Offenbar durch den Engel ermutigt, kehrte Hagai zurück zu Abraham und brachte einen Sohn zur Welt, den dieser Ismael nannte. Er war damit formal Abrahams Erstgeborener – und zumindest aus Sicht der arabischen Muslime sein legitimer Erbe, weshalb sie sich als seine Nachkommen begreifen.
Etwa 15 Jahre später dann die große Überraschung: Auch Sarah selbst wurde mit 90 Jahren schwanger und schenkte einem Sohn das Leben, der von ihrem Mann Isaak genannt wurde. Nach einiger Zeit wurde Sarah eifersüchtig und veranlasste, dass die Sklavin Hagai mit ihrem Sohn Ismael verstoßen wurde. Isaak sollte nun als der rechtmäßige Sohn aus der Ehe mit der rechtmäßigen Frau gelten und damit laut Bibel zum »einzigen Sohn« Abrahams werden. Dies geht auch aus den Worten des Gottes Jahwe in der Bibel hervor, als er Abrahams Glauben auf die Probe stellte: In Genesis 22,2 heißt es wörtlich: »Gott sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Isaak, geh in das Land Morija und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne, als Brandopfer dar.«
»Mein Vater, wo ist das Schaf zum Brandopfer?«
Daraufhin kam es zu der weltberühmten Szene, die der italienische Künstler Michelangelo im 16. Jahrhundert beeindruckend dramatisch an die Decke der Sixtinischen Kapelle in Rom zauberte: Der glatzköpfige Abraham drückt den Kopf des Kindes mit der linken Hand auf einen Opferstock, während er in der rechten Hand ein Messer zückt. Auf dem Michelangelo-Gemälde fällt es einem kleinen Engel zu, im letzten Moment einzuschreiten und das Unglück zu verhindern. Die Bibel hingegen bleibt zweideutig: Sowohl ein Engel am Himmel als auch Gott selbst sollen Abraham an der Opferung Isaaks gehindert haben.
Aus moderner Sicht macht diese Beinahe-Ermordung aus Abraham einen gefährlichen Fanatiker und einen Fall für die Psychiatrie. Alle drei monotheistischen Glaubensrichtungen – Judentum, Christentum und Islam – sehen in Abrahams Bereitschaft, seinen Sohn zu opfern, jedoch eine geradezu vorbildliche Hingabe an Gott. Die Berufung auf dieses verbindende Element ist so stark, dass sie sogar als gemeinsames Etikett der drei »abrahamitischen Religionen« taugt.
Der Islam hat Abrahams Vorbildfunktion für die Gläubigen am deutlichsten zum Ausdruck gebracht. Denn der Begriff »Islam« bedeutet im Arabischen »Hingabe« oder »Unterwerfung«, beinhaltet aber gleichzeitig die Wortwurzel »Salam« – Frieden. Damit haben Muslime der Opferbereitschaft Abrahams eine besonders positive Wendung gegeben: Zwischen Gott und den Menschen herrscht Frieden.
Ein Abend auf dem Nil
Auch im 21. Jahrhundert, im Zeitalter nie gekannter Globalisierung der Märkte, seien Religionen »Faktoren der Weltpolitik«, erklärt Karl-Josef Kuschel. Der katholische Theologe ist unter anderem stellvertretender Direktor des Instituts für ökumenische Forschung in Tübingen. Von ihm erschienen etwa »Streit um Abraham – Was Juden, Christen und Muslime trennt – und was sie eint« sowie das Standardwerk »Die Bibel im Koran – Grundlagen für das interreligiöse Gespräch«.
Aus der Erkenntnis zur weltpolitischen Rolle der Religionen gelte es, Konsequenzen zu ziehen, sagt Kuschel. »Um unsere Welt besser zu verstehen, brauchen wir auf allen Seiten wechselseitige Grundkenntnisse über die Weltreligionen, ob man persönlich gläubig ist oder nicht.«
Als ein prominentes Beispiel für den Versuch, den Stammvater Abraham als einigenden Friedensstifter im politischen Dialog zu nutzen, führt Kuschel eine Begebenheit aus der jüngeren Vergangenheit an: »Israel und Ägypten hatten blutige Kriege gegeneinander geführt. Da unternimmt der ägyptische Präsident Anwar As-Sadat im November 1977 eine sensationelle Friedensreise nach Israel und spricht vor der Knesset. Tiefgläubiger Muslim, der er ist, will er ein Friedenszeichen für beide Nationen setzen. Einen Monat später trifft er den damaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt und lädt ihn zu einer nächtlichen Bootsfahrt auf dem Nil ein.«
Ausführlich berichtet Schmidt von der nun folgenden Unterhaltung: »Wir fuhren den Nil aufwärts, es war dunkel, und wir haben, glaube ich, die ganze Nacht unter einem Sternenhimmel gesessen und philosophiert. … Er [Sadat] erzählte mir Dinge, die mir damals … ganz unbekannt waren. Er erzählte, dass in der Mohammed zuteil gewordenen Offenbarung, wie sie im Koran ihren Niederschlag findet, alle drei Schriftreligionen mit großem Respekt behandelt werden. Ich hatte nicht gewusst, dass alle drei die gleichen Propheten nennen, mit zwei Ausnahmen: Die Thora enthält nicht den christlichen und koranischen Propheten Jesus, und das Neue Testament enthält nicht den islamischen Propheten Mohammed. Aber im Übrigen kommen sie fast alle in den drei Heiligen Schriften vor. Besonders beeindruckt hat mich seine Darstellung, wonach alle drei monotheistischen Schriftreligionen als Offenbarung erfahren hatten, dass wir alle Kinder Abrahams seien. … Es muss doch möglich sein, dass den Menschen wieder bewusst gemacht wird: Sie alle stammen aus derselben Wurzel. Dann muss es möglich werden, dass sie zum Frieden miteinander finden.«
Kuschel hält die Erkenntnis von Helmut Schmidt für »exemplarisch« für interreligiöses Lernen. Schmidt offenbare zuerst Ahnungslosigkeit und Ignoranz. Und habe dann eine durchschlagende Erkenntnis aufgrund der konkreten Begegnung mit dem Moslem Sadat.
Abraham-Abkommen von 2020
Und er macht auf eine weitere, neueste Reminiszenz zu Abraham aufmerksam: Der biblische Stammvater steht seit September 2020 auch als Namenspate für die Abkommen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten, die als »Abraham Accords« für eine Annäherung im Dauerkonflikt sorgen sollen.
Unter Vermittlung von Jared Kushner, dem Schwiegersohn des US-Präsidenten Donald Trump, erklärten sich die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain dazu bereit, das Existenzrecht Israels anzuerkennen und mit dem jüdischen Staat Frieden zu schließen. Wenig später trat auch Marokko dem Abkommenbündel bei. Die Verträge sehen unter anderem vor, dass sich die Unterzeichnerstaaten um Toleranz und Respekt für jede Person, unabhängig von ihrem Glauben oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit, bemühen und nach Frieden, Sicherheit und Wohlstand streben.
Ist das nun die neue Aufgabe Abrahams für die Gegenwart: ein Bindeglied des Friedens unter den zerstrittenen Nahostvölkern herzustellen, die, wie es Kuschel ausdrückt, »alle Kinder Abrahams sind«?
Wie die Debatte um die Legitimität der beiden Abrahamsöhne zeigt: Politisch ist die Berufung auf den Stammvater alles andere als ein Selbstläufer. Streit kommt, wie man weiß, in den besten Familien vor. Versöhnung aber auch.
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