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Prüfverfahren: Stammzell-Verfahren soll Tierversuche ersetzen

Der TÜV Rheinland hat am Dienstag in Düsseldorf ein Verfahren vorgestellt, mit dessen Hilfe die Gefährlichkeit von Chemikalien schneller und kostengünstiger als mit herkömmlichen Methoden überprüft werden kann. Die so genannte R.E.Tox-Technologie sei von Kölner Wissenschaftlern entwickelt worden. Im Reagenzglas könne mit ihr nachgewiesen werden, ob ein Stoff Zellen schädigt und ob er negativ auf die Entwicklung eines Embryos wirkt. Das Verfahren beschleunige die Analyse erheblich: Statt in rund zwölf Monaten liege nun schon nach 21 Tagen ein Ergebnis vor. Zum Einsatz kommen Stammzellen von Mäusen, deren Entwicklung zu Herzmuskelzellen beobachtet wird.

In die Stammzellen wurden Gene einer Tiefseequalle eingeschleust, ohne die Funktion der Zelllinie zu beeinträchtigen. Diese Gene erzeugen ein leuchtendes Protein, mit dessen Hilfe die Entwicklung der Stammzellen zu Gewebe beobachtet und elektronisch erfasst werden kann. Computer überwachen so Funktion, Entwicklungsverlauf und Dauer beim Wachstum des Herzgewebes. Die Zuverlässigkeit habe dabei in Tests teilweise über der von Tierversuchen gelegen: So habe die Gefährlichkeit des Medikaments Contergan für menschliche Embryonen, die in Tierversuchen kaum nachzuweisen sei, mit Hilfe des R.E.Tox-Verfahrens eindeutig festgestellt werden können.

Mit diesem Bioeffekt-Screening könnten auch Verbundmaterialien, die eine Vielzahl chemischer Substanzen enthalten, schnell und Kosten sparend geprüft werden, hieß es. Das Interesse auch der Handelsketten sei entsprechend groß. So könnten erstmals komplexe Fertigprodukte mit vertretbarem Aufwand auf verbotene Stoffe und ihre Schädlichkeit getestet werden.

Entwickelt wurde das R.E.Tox-Verfahren von der Axiogenesis AG, einem Kölner Biotechnologie-Unternehmen, . Das Europäische Validierungszentrum für Alternativmethoden, ECVAM, habe R.E.Tox bereits überprüft und werde bald eine wissenschaftliche Studie veröffentlichen. Die Chemie-Industrie könne damit allein bei der Umsetzung der geplanten EU-Chemikalienverordnung Reach 600 Millionen Euro einsparen, so der TÜV Rheinland. Die EU plant, 30 000 ältere Chemikalien überprüfen zu lassen.

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