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Sternentstehungsgebiete: Schotter im Orion

Neue Beobachtungen von Sternentstehungsgebieten im Orion-Komplex bergen Anzeichen für außerordentlich große Staubkörner. Die Partikel weisen Größen von mindestens einem Millimeter bis hin zu einem Zentimeter auf. Damit könnten sie als Triebkraft bei der Planetenentstehung dienen und zu ihrer allgemeinen Beschleunigung beitragen.
Junge Sterne im Orion

Das Green Bank Telescope (GBT) ist mit mehr als 100 Metern im Durchmesser das weltgrößte vollbewegliche Radioteleskop. Mit seiner Hilfe machten Astronomen nun eine bedeutende Entdeckung im Orion-Komplex. Dieses zählt zu den aktivsten Sternentstehungsgebieten am Himmel, befindet sich im Sternbild Orion und erstreckt sich über mehrere hundert Lichtjahre.

Die Forscher beobachteten eine rund zehn Lichtjahre lange Region, die im nördlichen Teil des Komplexes liegt und OMC-2/3 genannt wird. Ihr Abstand zur Erde beträgt etwa 1500 Lichtjahre, und sie weist filamentartige Strukturen auf. In diesen Bereichen erhöhter Dichte konnte Staub kondensieren und sich ansammeln. Darüber hinaus lassen sich zahlreiche Knoten entlang des fadenförmigen Gerüsts erkennen. Sie stellen Kerne verdichteter Materieansammlungen dar, in denen zum Teil bereits junge Protosterne entstehen. Forscher gehen davon aus, dass sich dieser Bereich innerhalb der kommenden 100 000 bis einer Million Jahren zu einem jungen Sternhaufen entwickeln wird.

OMC-2/3 im Orion-Komplex | Das Bild ist aus Aufnahmen im Optischen und dem Radiobereich zusammengesetzt. Es zeigt die filamentartige Struktur OMC-2/3 im Orion-Komplex.

Bei Beobachtungen von OMC-2/3 stellten die Astronomen jetzt eine unerwartet intensive Emission im Millimeter-Wellenlängen-Bereich fest. Sie ist ein Hinweis auf Partikel, die besonders wirkungsvoll Strahlung dieser Wellenlänge aussondern, nämlich solche mit Größen von mindestens einem Millimeter – vielleicht sogar bis hin zu einem Zentimeter. Die Entdeckung ist insofern erstaunlich, als dass sie die gewöhnlichen Staubkörner, die um Protosterne herum beobachtet werden, in ihrer Ausdehnung um das Hundert- bis Tausendfache übersteigen.

Bisher geht die Theorie zur Planetenentstehung davon aus, dass Staub erst nach dem Kollaps von molekularen Wolken zu jungen Sternen in den protoplanetaren Scheiben zu größeren Strukturen verklumpt. Diese können anwachsen und junge Planetenkerne ausbilden, die dann weitere Materie ansammeln. Sollten sich die jetzigen Beobachtungen bestätigen, dann wären die millimetergroßen Staubpartikel eine bedeutende neue Zutat bei der Bildung von Planetensystemen. Die Klumpen könnten als eine Art von Initialzündung zur weiteren Verklumpung dienen und das Anwachsen zu größeren Körpern beschleunigen.

Obwohl das beobachtete Signal auch einen anderen Hintergrund haben könnte und deswegen noch bei zukünftigen Beobachtungen bestätigt werden muss, erklären die Forscher, dass die einzigartigen Bedingungen im Orion-Komplex für die Ausbildung großer Staubkörner verantwortlich sein könnten. Die niedrigen Temperaturen und Relativgeschwindigkeiten in den verdichteten Filamenten sind grundsätzlich für das Anwachsen förderlich. Des Weiteren wäre es aber auch möglich, dass die großen Partikel bereits in früheren Generationen von verdichteten Kernen oder sogar zirkumstellaren Scheiben um junge Sterne entstanden sind. Sie könnten danach wieder in den interstellaren Raum entwichen sein und die umgebenden molekularen Wolken angereichert haben.

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