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Tabbys Stern: Stecken Trojaner hinter dem Lichtspiel?

Was soll nicht alles für das mysteriöse Blinken von "Tabbys Stern" verantwortlich sein: Kometen, ein planetarer Kataklysmus, Außerirdische? Jetzt gibt es eine plausible Erklärung.
Künstlerische Darstellung eines Asteroidengürtels

Das nach der Entdeckerin Tabetha Boyajian auf den Spitznamen Tabbys Stern getaufte Himmelsobjekt KIC 8462852 gibt Rätsel auf, denn seine Helligkeit schwankt auf eine Weise, die mit bekannten Ursachen kaum in Verbindung zu bringen ist. Kein anderer der mehr als 100 000 Sterne, die mit dem Weltraumteleskop Kepler beobachtet wurden, zeigt dieses Verhalten.

Als sehr wahrscheinlich gilt, dass die Ursache nicht im Stern selbst begründet liegt. Stattdessen scheinen sich ein oder mehrere Objekte in die direkte Sichtlinie zu schieben und dadurch den Stern zu verdunkeln – eine außerirdische Megakonstruktion zum Beispiel. Oder ein Kometenschwarm. Oder die Überreste der Kollision zweier planetengroßer Körper.

Nun unterbreiten Forscher um Fernando Ballesteros von der Universitat de València der Fachwelt einen neuen Vorschlag. Für dessen Bestätigung muss man sich allerdings wohl noch bis zum Jahr 2021 gedulden.

Ballesteros und Kollegen kalkulieren in ihrer Studie auf dem arXiv-Server, dass die Hell- und Dunkelphasen auf die Passage eines Planeten zurückgehen könnten, der von einem ausgedehnten Staubring umgeben ist und außerdem von einer großen Menge Trojaner begleitet wird. Darunter versteht man Gesteinsbrocken, die sich in fixer Distanz zum Planeten auf der gleichen Umlaufbahn um das Muttergestirn bewegen, ihm dabei allerdings um rund 60 Grad vorauseilen oder hinterherlaufen. Sie befinden sich an den Lagrange-Punkten L4 und L5, an denen sich die Anziehungskräfte von Planet und Stern so weit ausbalancieren, dass sich immer mehr Brocken ansammeln können.

Damit erklären die Forscher die Leuchtkurve des Sterns allein mit bekannten Phänomenen im All. Auch in unserem heimischen Sonnensystem sind Trojaner keine Seltenheit, im Fall von Tabbys Stern müssten sie allerdings eine immense Größe erreichen. Im Szenario, das Ballesteros und Kollegen vorschlagen, fing das Kepler-Teleskop im Jahr 2009 noch die letzten Reste der vorauseilenden Trojaner auf, was sich als schwache Helligkeitsschwankungen bemerkbar machte. Dann kam es zur Passage des hypothetischen Ringplaneten – das Sternenlicht wurde erneut abgeschwächt. In der ersten Hälfte von 2013 passierten dann die hinterherlaufenden Trojaner ihr Muttergestirn und riefen die mysteriösen schnellen Helligkeitswechsel hervor.

Vor allem erlaubt ihnen ihre Hypothese eine konkret überprüfbare Voraussage. Denn aus den Messdaten lässt sich bereits die Umlaufbahn des Planeten errechnen. Die Forscher geben sie mit rund zwölf Jahren an. Demnach folgt nun eine Phase relativer Ruhe, die ein abruptes Ende haben sollte: Wenn sie mit ihrer Annahme Recht haben, müsste es ab Februar 2021 wieder zu den raschen Verdunklungen kommen. Dann nämlich würden die vorauseilenden Trojaner erneut vor das Zentralgestirn treten.

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