Direkt zum Inhalt

NASA-Budget: Steht das James Webb Space Telescope auf der Kippe?

Das James Webb Space Telescope
Noch ist nichts endgültig entschieden, aber ein Kommittee des US-Kongress präsentierte am 6. Juli 2011 seinen Vorschlag zur Finanzierung der Raumfahrtbehörde NASA. Demzufolge soll das Budget gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Milliarden US-Dollar gekürzt und die Arbeiten am James Webb Space Telescope (JWST) zwecks Kostenersparnis eingestellt werden. Dieser Vorschlag wird in den nächsten Wochen zur Abstimmung dem US-Repräsentantenhaus, der ersten Kammer des US-Parlaments, vorgelegt. Aber noch fehlt der unabhängige Budgetvorschlag der zweiten Kammer des US-Kongresses, dem US-Senat. Dieser kann sich deutlich von den Vorstellungen des US-Repräsentantenhauses unterscheiden.

Die Vorschläge des Committee on Appropriations, des "Ausschusses für Finanzmittel", sehen vor, das gesamte Budget der US-Raumfahrtbehörde NASA im Finanzjahr 2012 gegenüber diesem Jahr um rund neun Prozent zu kürzen. Im Finanzjahr 2011 stehen der NASA insgesamt 18,4 Milliarden US-Dollar für alle ihre Ausgaben zur Verfügung, für das Finanzjahr 2012, das im Oktober 2011 beginnt, soll die Raumfahrtbehörde nur noch 16,8 Milliarden US-Dollar erhalten.

Dabei wird das Budget für wissenschaftliche Forschung von rund fünf Milliarden US-Dollar um 430 Millionen Dollar auf 4,5 Milliarden US-Dollar abgesenkt, wobei der Großteil der Einsparung durch die Einstellung der Arbeiten am JWST kommen soll. Das Weltraumteleskop steht schon seit längerer Zeit unter Beschuss aus beiden Häusern des US-Kongresses, da es sich erheblich verteuert hat und weit hinter dem Plan liegt (wir berichteten). Damals wurden Gesamtkosten von 5,1 Milliarden US-Dollar und ein Starttermin um 2015 angegeben. Wenig später gab eine unabhängige Untersuchungskommission aus Weltraumwissenschaftlern und Raumfahrtingenieuren Kosten von 6,5 Milliarden US-Dollar und einen Starttermin nicht vor dem Jahr 2018 an.

Das James Webb Space Telescope gilt als Nachfolger des Weltraumteleskops Hubble (HST) und dient der Infrarotastronomie. Es verwendet einen aus sechseckigen Segmenten bestehenden, aufklappbaren Spiegel mit einem Durchmesser von 6,5 Metern. Zum Vergleich: Der Hauptspiegel des HST misst nur 2,3 Meter im Durchmesser. Mit dem JWST hoffen die Astronomen weit in die Geschichte des Universums zurückblicken zu können, als die ersten Sterne einige Hundert Millionen Jahre nach dem Urknall aufleuchteten. Auch Untersuchungen der Geburt und Entwicklungsgeschichte von Galaxien stehen neben vielen weiteren Vorschlägen in der Planung. Anders als das HST soll das JWST nicht in einer Erdumlaufbahn betrieben werden, sondern es wird am Lagrange-Punkt L2 positioniert. Dieser befindet sich von der Sonne aus gesehen rund 1,5 Millionen Kilometer hinter der Erde. Dort kann das Weltraumteleskop ungestört vom Licht der Erde und des Mondes den Himmel beobachten und erhält rund um die Uhr Sonnenlicht zur Erzeugung elektrischer Energie.

An der Entwicklung und am Bau wissenschaftlicher Instrumente für das JWST sind auch europäische Wissenschaftler in erheblichem Umfang beteiligt, darunter das Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg. Dort werden unter anderem die Filterräder für die beiden Instrumente Mid-Infrared Instrument MIRI und Near-Infrared Spectrograph NIRSpec konstruiert und hergestellt. Auch die Europäische Raumfahrtbehörde ESA wäre von einer Streichung des JWST erheblich betroffen, stellt sie doch eine Ariane-5-Trägerrakete für den Start des Weltraumteleskops zur Verfügung. Ein Ende des JWST würde auf jeden Fall für Verstimmungen diesseits des Atlantiks sorgen.

Tilmann Althaus

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen
Nature News Blog, 7. Juli 2011

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.