Steinzeitbauern in Dänemark: Mit Sonnensteinen gegen den Klimawandel

In den 2010er Jahren entdeckten dänische Archäologen mehr als 600 mit Sonnenmotiven dekorierte Steinplatten. Seither stellen die handtellergroßen Funde von der Ostseeinsel Bornholm die Forscher vor ein Rätsel: Warum legten die Menschen um 2900 v. Chr. derart viele davon in die Erde? Nun haben die Fachleute um Rune Iversen von der Universität Kopenhagen einen begründeten Verdacht, was es mit den so genannten Sonnensteinen auf sich hat: Ein Vulkanausbruch sorgte damals für eine klimatische Abkühlung auf der Nordhalbkugel. Der Temperaturknick dürfte die Bauerngemeinschaften hart getroffen haben, da sie »für das erfolgreiche Wachstum ihrer Feldpflanzen von der Sonne abhängig waren«, schreiben die Forscher um Iversen im Fachmagazin »Antiquity«. Um göttliche Hilfe gegen den Klimawandel zu erbitten, könnten die Menschen die Sonnensteine an einem Kultplatz vergraben haben.
Bei den Stücken handelt sich vor allem um runde Platten mit strahlenförmigen Ritzmustern, die einer Sonne ähneln, sowie um ovale und rechteckige Platten mit pflanzenartigen Motiven. Am Fundort Vasagård auf Bornholm fanden sich die Steine in den Gräben um zwei Rundanlagen und in den Überresten von runden Bauten. Mit Hilfe von 14C-Datierungen und Keramikfragmenten konnten die Archäologen die Fundschichten zeitlich sehr genau bestimmen: Die Sonnensteine waren um 2900 v. Chr. in die Erde gelangt.
Zu jener Zeit endete die so genannte Trichterbecherkultur. Sie umfasst die Überreste der ersten Bauerngemeinschaften im nördlichen Mitteleuropa, in Dänemark und Südschweden. In Vasagård legen laut den Forschern noch weitere Indizien nahe, dass es damals zu einer Umbruchphase gekommen war. Man hatte die Rundanlagen mit Palisaden umwehrt, zahlreiche Rundbauten errichtet und hunderte Sonnensteine niedergelegt.
Ein Vulkanausbruch sorgte für eine klimatische Abkühlung
Auslöser könnte ein Klimaereignis gewesen sein. Untersuchungen an Sedimentschichten und Jahresringanalysen an Bäumen der Jungsteinzeit ergaben, dass es um 2900 v. Chr. zu einer starken Abkühlung gekommen war, bis hin zu Frost im Sommer. Wie Daten aus Eisbohrkernen von Grönland und der Antarktis zeigen, wirbelte damals ein Vulkanausbruch Asche in die Atmosphäre und dunkelte das Sonnenlicht ab.
Die Klimaabkühlung dürfte zwar nur einige wenige Jahre gedauert haben, könnte aber zu drastischen Ernteausfällen geführt haben. Möglicherweise schürte die Krise im Ackerbau auch Konflikte – »was wiederum den Bau von Palisaden zur Verteidigung besonderer Orte, an denen Versammlungen und heilige Rituale stattfanden, begünstigt haben könnte«, schreiben die Forscher. Ob die so genannten Sonnensteine tatsächlich Teil von Opferritualen waren, die für ein Ende der Kühlphase sorgen sollten oder sogar zum Dank für die »Rückkehr der Sonne« gedacht waren, bleibt jedoch ungewiss.
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