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Stenophylla-Kaffee: Neue Art soll Kaffee vor Klimawandel retten

Der milde Arabica-Kaffee ist vom Klimawandel bedroht, und die einzige Alternative ist bitter. Doch nun erweist sich eine wilde Art als ebenso schmackhaft - und hitzefest.
Eine Farmerin pflückt eine derzeit weit verbreitete Sorte von Kaffee.

Eine beinah ausgestorbene Verwandte der Kaffeepflanze schmeckt wie hochwertiger Arabica-Kaffee – und könnte das Getränk vor der drohenden Klimakrise retten. Zu diesem Schluss kommt eine Arbeitsgruppe um Aaron Davis von den Royal Botanic Gardens in Kew nach ausführlichen Geschmackstests mit der wilden Kaffeesorte Coffea stenophylla. Gleichzeitig sei die Sorte aber wesentlich hitzebeständiger als die empfindliche Coffea arabica, die derzeit fast 60 Prozent des weltweit konsumierten Kaffees ausmacht, berichtet das Team in »Nature Plants«.

Laut einigen Klimamodellen schrumpft die mögliche Anbaufläche von C. arabicabis Ende des Jahrhunderts um fast die Hälfte. Die am meisten verbreitete Alternative ist der weniger empfindliche Robusta-Kaffee (Coffea canephora), der aber ist bitterer und deswegen bei Kaffeefans weniger beliebt. Außerdem erzielt er einen deutlich geringeren Preis, mit entsprechende sozialen Folgen für die Kleinbauern, die derzeit vom Arabica-Kaffee leben.

Fachleute suchen seit geraumer Zeit nach einem Ausweg aus der drohenden Klima-Kaffee-Krise. Unter anderem hoffen sie, unter den wilden Verwandten der kommerziellen Kaffeesorten Coffea arabica und Coffea canephora eine verwandte Art zu finden, die unter den zukünftig zu erwarteten Bedingungen gedeiht und so mild ist wie Arabica-Kaffee.

Letzteres erwies sich als Problem, die Wildsorten sind meistens nicht allzu lecker. Coffea stenophylla könnte ein möglicher Ausweg sein, die Sorte wurde vor etwa einem Jahrhundert noch in Sierra Leone angebaut und hatte den Ruf, ebenso schmackhaft zu sein wie Arabica-Kaffee. Unglücklicherweise verdrängte die Arabica-Varietät diese Sorte, so dass sie in ihren ursprünglichen Anbaugebieten als verschwunden galt.

Im Jahr 2018 entdeckten Fachleute jedoch in Sierra Leone wild wachsende Stenophylla-Pflanzen in ihrem ursprünglichen Anbaugebiet. Von diesen beschaffte sich das Team um Davies Bohnen, die es röstete und den so gewonnenen Kaffee fünf verschiedenen Verkostungspanels zum Probieren vorsetzte. Diese bescheinigten dem Kaffee einen ähnlichen Geschmack wie dem besten Arabica aus Äthiopien, mutmaßlich auch, weil die beiden Sorten ähnliche Mengen der typischen Aromastoffe Kahweol und Trigonellin aufweisen.

Daneben analysierte die Arbeitsgruppe die Klimapräferenzen von Coffea stenophylla. Wegen ihrer geringen Verbreitung sind die Klimadaten zwar noch sehr unsicher, das Verbreitungsgebiet der wenigen wilden Büsche deutet jedoch darauf hin, dass die Sorte bei mehr als sechs Grad höheren Temperaturen gedeiht als Coffea arabica und sogar wärmetoleranter ist als C. canephora. Gleichzeitig verträgt die Art auch größere Regenmengen als die beiden anderen. Und außerdem lässt sich die Art gut mit den anderen kreuzen. Nun müsse man das volle Potenzial der Sorte bestimmen und ausschöpfen, schreibt das Team.

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