Beobachtungstipp: Sternbedeckungen durch den Mond im Januar 2026

Der Januar hat eine Menge interessanter Sternbedeckungen durch den Mond zu bieten. Die lange Liste aller von Mitteleuropa aus sichtbaren Bedeckungen von Sternen heller als 7,5 mag lässt sich in zwei ungleiche Hälften teilen: Zwischen dem 3. und dem 18. Januar nimmt die Mondphase ab, die Sterne verschwinden also an der beleuchteten (vorangehenden) Mondseite und erscheinen an der unbeleuchteten, nachfolgenden. Da die Sterne der Liste zu schwach sind, als dass man sie direkt neben dem hellen Mondrand sehen könnte, sind von den ersten drei Ereignissen nur die Austritte (A) zu beobachten. Das gilt auch für Psi Leonis (Ψ Leo, 5,4 mag) im Sternbild Löwen (lateinisch: Leo), den zweithellsten Stern der Liste, der am Morgen des 6. Januar vom Mond bedeckt wird. Sein Austritt findet jedoch in der hellen Morgendämmerung statt und ist daher nur im (Süd-)Westen Deutschlands gut zu sehen.
Der überwiegende Teil der Bedeckungsereignisse konzentriert sich auf die letzte Woche des Monats: Da die Mondphase nun zunehmend ist (Neumond ist am 18. Januar), kehren sich die Verhältnisse um. Die vorangehende Mondseite ist dunkel, damit sind es die Eintritte, die man jetzt gut verfolgen kann. Das ist besonders eindrucksvoll, denn die Sterne verschwinden jeweils augenblicklich, ohne sichtbare Abschwächung, da der Mond über keine nennenswerte Atmosphäre verfügt, die das Sternlicht herunterdimmen könnte. Auch kann man den Mond in den Minuten vor dem Verschwinden sehr imposant an die Sterne heranrücken sehen. Seine Winkelgeschwindigkeit an der Himmelssphäre von West nach Ost beträgt etwa 30 Bogenminuten pro Stunde – das entspricht seinem eigenen Winkeldurchmesser. Schließlich finden die Bedeckungen bei zunehmendem Mond tendenziell früher am Abend beziehungsweise in der Nacht statt.
Mehrere Ereignisse verdienen eine nähere Betrachtung. So lohnt sich die Beobachtung der Bedeckung von HIP 223ab im Sternbild Fische am Abend des 23. Januar trotz der relativ geringen Sternhelligkeit, denn HIP 223ab ist ein enger Doppelstern aus 7,4 und 9,4 mag hellen Komponenten. Die Bedeckung von Mu Arietis (μ Ari, 5,7 mag) im Widder am 26. Januar verläuft entlang einer quer durch Deutschland an den Städten Essen, Quedlinburg, Dessau verlaufenden Linie streifend: Hier können entlang eines wenige hundert Meter breiten Streifens ein mehrfaches Verschwinden und Wiederauftauchen des Sterns am unregelmäßigen Mondrandprofil beobachtet werden. Nördlich dieser Grenzlinie erfolgt die Bedeckung vollständig, südlich davon verfehlt der Mond den Stern.
Am folgenden Abend (27. Januar) »streift« der 9,2 Tage alte Mond den Sternhaufen der Plejaden: Nur einige schwächere Sterne im nordwestlichen Teil des Haufens werden verdeckt; der hellste von ihnen ist 19 Tauri (Taygeta, 4,3 mag), der Teil des markanten Kastens im Siebengestirn ist. Besonders spannend wird es für Beobachter in der Nordschweiz, zum Beispiel in Basel: Hier streift Taygeta den südlichen Mondrand.
In diesem Jahr kommt es im Oktober sowie im Dezember zu zwei weiteren von Mitteleuropa sichtbaren Plejadenbedeckungen. In derselben Nacht, also am Morgen des 28. Januar, ereignen sich zwei weitere streifende Sternbedeckungen, und zwar die von HIP 18 046 und HIP 18 106. Beide Sterne sind 6,8 mag hell. Sie treffen jeweils auf den nördlichen Mondrand; die Grenzlinien der Streifungen verlaufen daher nahezu parallel. In beiden Fällen erfolgt die Bedeckung südwestlich der Linien vollständig.
Von den übrigen Ereignissen sei die Bedeckung von HIP 27 629 am Abend des 29. Januar erwähnt, denn der Stern ist mit 5,6 mag wiederum recht hell. Er verschwindet nahe des Mondäquators und bei über 60 Grad hohem Mondstand, also unter optimalen Bedingungen und zu angenehmer Uhrzeit. Die Zeiten hängen wegen der relativ geringen Mondentfernung stets vom Beobachtungsort ab. In der Tabelle sind drei Städte zur Orientierung angegeben, doch für eine eigene Beobachtung sollte man die genauen Zeiten mit einem Planetariumsprogramm wie Stellarium bestimmen. Streifende Sternbedeckungen plant man am besten mit dem freien Programm Grazprep (grazprep.com), das Eberhard Riedel von der IOTA/ES zur Verfügung stellt und mit dem auch die Grafiken erstellt wurden.
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