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Mysteriöse Streifen: Steve, eine neue Art von Polarlicht

In den Jahren 2015 und 2016 tauchte am Nachthimmel über Südkanada wiederholt ein lilafarbenes Band auf. Nun weiß man, was dahintersteckt.
Lila Nordlicht

Amateurastronomen haben vermutlich einen neuen Typ von Polarlicht aufgespürt. In den Jahren 2015 und 2016 hatten Hobbyforscher des Citizen-Science-Projekts "Aurorasaurus" in Südkanada immer wieder Nordlichter fotografiert, die sich wie ein schmales grün-lilafarbenes Band von Ost nach West bewegten. Damit unterschieden sie sich deutlich von anderen Polarlichtern, die grün, blau oder rot leuchten und meist die Form von Wolken, Vorhängen oder breiten Bögen haben. Am ehesten schienen die Sichtungen so genannten Protonbögen zu ähneln, die jedoch meist viel blasser sind und außerdem in höheren Breitengraden vorkommen.

Dank der Daten des Satellitentrios Swarm glauben Astrophysiker um Elizabeth MacDonald vom NASA Goddard Space Flight Center das Rätsel nun gelöst zu haben. Demnach gehen die länglichen Polarlichter, denen die Aurora-Jäger den Spitznamen "Steve" gegeben haben, auf ein seit den 1970er Jahren bekanntes Phänomen in der oberen Atmosphäre zurück. Manchmal schießt dort ein Schwall extrem schneller Ionen von Ost nach West, und zwar knapp südlich der ovalförmigen Region rund um den Nordpol, in der Polarlichter normalerweise auftreten.

"Steve" vor der Milchstraße | Bei 30 Gelegenheiten fotografierten Amateurastronomen 2015 und 2016 eine sonderbare Variante von Polarlicht, die vor allem lila leuchtet und sich wie ein Band über den Himmel zieht. Dieses Bild zeigt das Phänomen, das die Forscher "Steve" nannten, über dem Childs Lake in Südkanada. Deutlich ist auch die Milchstraße zu sehen.

Bisher waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dass bei diesen "subauroral ion drifts" keine ausgeprägten Polarlichter entstehen. Die Swarm-Instrumente maßen jedoch zeitgleich zum Auftreten der streifenförmigen Auroras über Südkanada entsprechende Flüsse von geladenen Partikeln. Diese stoßen offenbar mit Gasatomen und Molekülen zusammen, welche die so gewonnene Energie in Form farbiger Lichtteilchen abstrahlen. Wie die nun in "Science Advances" erschienene Arbeit zeigt, haben Wissenschaftler bei der Entstehung von Polarlichtern aber längst noch nicht alle Details verstanden.

Polarlicht "Steve"

Polarlicht "Steve" über dem Helena Lake in Kanada. Das Himmelsphänomen flackerte etwa eine Stunde am Nachthimmel.

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