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Ozeane: Tourist entdeckt seltsames Meerestier wieder

Sie erinnert entfernt an eine Distel und galt seit 1976 als verschollen - bis ein britischer Tourist vor der schottischen Küste besonders genau hinsah.
Nahaufnahme einer kleinen, durchscheinenden Meereskreatur mit tentakelartigen Strukturen, die auf einem sandigen, steinigen Meeresboden sitzt. Die Umgebung ist mit braunen und weißen Partikeln bedeckt, die eine natürliche Unterwasserlandschaft darstellen. Die Kreatur hat eine orangefarbene Färbung im Inneren, die durch die durchsichtige Außenhaut sichtbar ist.
Stielquallen sind sesshafte Tiere, über die noch relativ wenig bekannt ist. Die Art Depastrum cyathiforme galt jahrzehntelang als verschollen.

Im Juni 2023 inspizierte der britische Naturliebhaber Neil Roberts einige Gezeitentümpel an der Küste von South Uist auf den Äußeren Hebriden vor der schottischen Küste: In diesen kleinen Tümpeln verbleiben immer wieder Meeresbewohner und überdauern die Ebbe bis zur nächsten Flut. In einem dieser Wasserbecken entdeckte er ein seltsames Nesseltier, das er nicht identifizieren konnte. Auch eine Internetsuche erbrachte nur eine historische Zeichnung, die dem Tier ähnelte und eine Art zeigt, die 1976 letztmals gesichtet wurde. Eine Nachforschung von Guy Freeman vom Magazin »British Wildlife« bestätigte, dass die verschollene Stielqualle Depastrumcyathiforme tatsächlich auf den Äußeren Hebriden existiert.

Der letzte gesicherte Nachweis stammte aus Roscoff an der nordfranzösischen Küste; in Großbritannen wurde sie nach einer Beobachtung 1954 in Lundy in Devon nicht mehr gesehen. Die Art war wohl nie häufig, wurde aber zumindest im 19. Jahrhundert regelmäßig an der britischen Küste gesichtet. In dieser Zeit entstand auch die wissenschaftliche Zeichnung von Depastrumcyathiforme, die Roberts auf die Spur brachte. Biologen bestätigten diese Vermutung schließlich anhand der Bilder, die Roberts gemacht hatte: Es sind die ersten Aufnahmen der Art überhaupt.

Freeman entdeckte 2025 weitere Exemplare, was hoffen lässt, dass sich in der Region eine stabile Population der Stielquallen befindet. Weitere Expeditionen sollen klären, ob sich auch auf anderen Inseln der Hebriden Bestände der Art gehalten haben, über die nur wenig bekannt ist. Vermutlich sind die Tiere auf sehr sauberes Wasser angewiesen und verschwanden womöglich aus anderen Teilen ihres Verbreitungsgebiets, als sich dort die Wasserqualität verschlechterte.

Im Gegensatz zu richtigen Quallen sind sie meist sesshaft oder halbsesshaft. Sie besiedeln vor allem felsige Küsten mit Seegras oder Tang, wurden aber auch schon in der Tiefsee an hydrothermalen Quellen nachgewiesen. Depastrumcyathiforme ist ziemlich klein und erreicht nur eine Höhe von einem Zentimeter, sodass sie leicht übersehen werden kann. Im Erscheinungsbild ähnelt sie eher Seeanemonen als Quallen.

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