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Stiko: Keine generelle Corona-Impfempfehlung für Kinder

Auch Kinder impfen oder nicht? Seit Wochen diskutiert Deutschland über diese Frage. Die Stiko hat die Coronaimpfung nun nur für 12- bis 17-Jährige mit Vorerkrankungen empfohlen.
Kind bei der Impfung

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat wie erwartet in der Pandemie keine generelle Impfempfehlung für gesunde Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren ausgesprochen. Sie empfiehlt Impfungen gegen das Coronavirus nur für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen. Nach ärztlicher Aufklärung und bei individuellem Wunsch und der Risikoakzeptanz von Kindern, Jugendlichen oder ihren Eltern sei eine Immunisierung aber auch bei gesunden jungen Leuten möglich, heißt es im jüngsten Bulletin des Robert Koch-Instituts, das am Donnerstag erschien.

»Es geht um eine Abwägung von Nutzen und möglichem Risiko«, sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Wirkung der Impfung für 12- bis 17-Jährige sei unbestritten. Durch die relativ kleine Gruppe von rund 1100 Kindern und Jugendlichen in der Zulassungsstudie und einen Beobachtungszeitraum von nur zwei Monaten seien jedoch mögliche schwere Nebenwirkungen nicht hinreichend auszuschließen. Dazu sei das Risiko für 12- bis 17-Jährige, schwer an Covid-19 zu erkranken, sehr gering. »Wir hatten in dieser Altersgruppe in Deutschland bisher nur zwei Todesfälle«, berichtete Mertens. In beiden Fällen hätten schwerste Vorerkrankungen vorgelegen.

Nach Stiko-Angaben leiden von den rund 4,5 Millionen 12- bis 17-Jährigen in Deutschland Schätzungen zufolge rund 379 000 an Vorerkrankungen. Die Stiko schränkt ihre Impfempfehlung allerdings auf rund ein Dutzend Krankheitsbilder ein, die mit erhöhtem Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf einhergehen. Dazu zählen im Einzelnen: Adipositas (Fettleibigkeit), angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante Immunsuppression, angeborene zyanotische Herzfehler, schwere Herzinsuffizienz, schwere pulmonale Hypertonie, chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden Einschränkung der Lungenfunktion, chronische Niereninsuffizienz, chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen, maligne Tumorerkrankungen, Trisomie 21, syndromale Erkrankungen mit schwerer Beeinträchtigung sowie ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus.

Wie entwickelt sich die Pandemie? Welche Varianten sind warum Besorgnis erregend? Und wie wirksam sind die verfügbaren Impfstoffe? Mehr zum Thema »Wie das Coronavirus die Welt verändert« finden Sie auf unserer Schwerpunktseite. Die weltweite Berichterstattung von »Scientific American«, »Spektrum der Wissenschaft« und anderen internationalen Ausgaben haben wir zudem auf einer Seite zusammengefasst.

Auch Kinder mit Kontakt zu Menschen, die sich selbst nicht schützen können, sollten sich impfen lassen

Außerdem empfiehlt die Stiko die Impfung für jene Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren, in deren Umfeld sich Angehörige oder andere Kontaktpersonen mit hoher Gefährdung für einen schweren Covid-19-Verlauf befinden, die selbst nicht geimpft werden können oder bei denen eine Impfung möglicherweise keinen ausreichenden Schutz bietet. Dazu zählen zum Beispiel immunsupprimierte Menschen.

Ende Mai hatte die Europäischen Kommission den Impfstoff von Biontech/Pfizer auf Empfehlung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA auch für Kinder ab 12 Jahren zugelassen. Seit dem Wegfall der Priorisierung am 7. Juni können sich mit dem Vakzin deshalb vielerorts in Deutschland nun auch über 12-Jährige grundsätzlich gegen das Coronavirus immunisieren lassen. Die Empfehlung der Stiko stand bislang allerdings noch aus. Bereits im Vorfeld hatten die beteiligten Experten aber durchblicken lassen, dass es auf Grund der dünnen Datenlage keine allgemeine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche geben werde. (dam)

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