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Psychologie: Stress beeinflusst die Partnerwahl

Mangel an Distanzgefühl
Gleich und gleich gesellt sich gern – die Wahrheit dieser Redensart haben viele Studien bei Mensch (und Tier) erwiesen. Doch unter Stress finden Männer plötzlich Frauen attraktiver, die ihnen ganz und gar nicht ähneln. Das ergaben nun Tests von Johanna Lass-Hennemann und ihren Kollegen an der Universität Trier.

Angleichung | Für den Versuch wurden Gesichter von Damen (links) mit dem des Versuchsteilnehmers (Mitte) verschnitten, so dass sie diesem stärker ähnelten (rechts).
Die Forscher legten 50 heterosexuellen Studenten Nacktbilder von Frauen vor, deren Gesichter teilweise per Bildverarbeitung mit dem Konterfei des jeweiligen Versuchsteilnehmers oder einer dritten Person verschnitten waren. Zuvor hatten die Probanden ihre Arme minutenlang in Eiswasser tauchen müssen, und auch beim Test wurden sie mit unangenehmen akustischen Signalen über Kopfhörer gepiesackt. Für die Kontrollgruppe gab es dagegen ein warmes Wasserbad und auch sonst entspannende Bedingungen. Während des Versuchs maßen die Forscher den Puls, den Blutspiegel des Hormons Cortisol und das Ausmaß des Lidschlussreflexes als Indikatoren für den Stress der Teilnehmer.

Interessanterweise zeigten gequälte und verhätschelte Probanden deutlich andere Präferenzen: Die Gestressten reagierten positiver auf Frauen, die ihnen nicht glichen, während die Entspannten eher den Damenbildern zuneigten, die Parallelen zu ihren eigenen Gesichtszügen aufwiesen. Der Grund ist nicht ganz klar. Laut Lass-Hennemann führt die Fortpflanzung mit Partnern, in deren äußerer Ähnlichkeit sich eine engere Verwandtschaft widerspiegelt, auf Dauer zur Vereinheitlichung des Genpools – nicht unbedingt die beste Voraussetzung, widrigen Umweltbedingungen lange Zeit standzuhalten. Dagegen erweitere die Paarung mit Personen, die stark abweichende Gesichtszüge tragen, das Erbgut, so dass die Nachkommen besser für Herausforderungen gewappnet sind.

Daniel Lingenhöhl

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