Direkt zum Inhalt

News: Strudel bitten zu Tisch

Fern von den fruchtbaren Küsten Nordamerikas verbinden sich Ozeanströme zu sogenannten Ozeanwüsten mit wenigen Nährstoffen. Phytoplankton kann auch dort problemlos überleben. Doch wie? Es scheint, daß gigantische Wasserstrudel Nährstoffe von der Tiefsee nach oben transportieren.
In den meisten Teilen der Weltmeere bringen Ströme aus der Tiefe nährstoffreiches, sich zersetzendes organisches Material nach oben. In der Sargasso-See jedoch (ein breiter Streifen des Atlantiks bei den Bermudas) erklärt das allgemeine Zirkulationsmodell allein nicht die Nährstoffmenge (zum Beispiel an Nitraten), die zur Ernährung des dort lebenden Phytoplanktons nötig sind. "Das Ganze ist äußerst verblüffend", sagt Dennis McGillicuddy, Ozeanograph von der Woods Hole Oceanographic Institution in Massachusetts. "Es handelt sich um ein seit langem bestehendes großes Rätsel"

McGillicuddy und acht weiteren Forschern zufolge könnte die Antwort in den Ozeanstrudeln liegen. Diese 100 km breiten Ansammlungen von rotierendem Wasser, die monatelang herumwandern können, könnten Nitrate transportieren, die von organischer Materie auf dem Meeresboden stammen. Um diese Zusammenhänge herauszufinden, studierten einige der Teammitglieder die Dynamik der Meeresstrudel von Satelliten, Boten und Bojen aus und registrierten gleichzeitig das Nährstoffniveau und das Wachstum des Phytoplanktons. Die Daten entsprechen den Vorhersagen detaillierter Computermodelle von Strudeln, stellte McGillicuddy fest. Diese Strudel sorgten für ausreichend Nährstoffe in der oberen Ozeanschicht um die Sargosso-See herum, um als Erklärung für das beobachtete Niveau an Phytoplankton zu dienen. "Sie reichen aus, um das Nährstoffbudget auszugleichen", bemerkte der Wissenschaftler.

Richard Williams, Ozeanograph der University of Liverpool in England, bezeichnete die Abhandlung als "gut und aufregend". Um den Nährstoffhaushalt im Wasser verstehen zu können, muß man diese winzigen Ozeanstrudel begreifen, sagt der Forscher. Andererseits geben er und die Autoren zu bedenken, daß die Wasserstrudel nicht alles erklären können. Den Modellen nach kommt mehr Kohlenstoff an die Oberfläche, als in der Realität beobachtet wurde. Williams nimmt an, daß das Phytoplankton Nitrate aus anderen Quellen gewinnen kann, die es zu Lebzeiten aufnehmen und nach dem Tode mit in die Tiefe nehmen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.