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News: Stürmische Jugend

Manch junger Stern gibt sich recht ungestüm. Kaum geboren, bläst er mit seiner intensiven Strahlung umgebendes Gas und Staub weg. So auch geschehen in einer Region in der Großen Magellan'schen Wolke, wo ein hell leuchtendes Sternenbaby seine Umgebung formte. Hubble gelang ein Blick in diese Kinderstube, die Astronomen auf die komplexe Wechselwirkung von Gas und Strahlung schließen lässt.
Leben und Sterben kennzeichnen nicht nur den zeitlichen Verlauf allen Irdischem, sondern auch im Weltall ist jegliche Materie unwiderruflich dem Kreislauf unterworfen. Allerdings sind die Zeiträume, in denen die Prozesse dort stattfinden im Vergleich zu unserer bescheidenen Verweildauer auf Erden schon fast unendlich. Obwohl die meisten Sterne unseres Universums vor mehreren Milliarden Jahren entstanden, als das Weltall noch jung war, bilden sich auch heute neue Sterne in bestimmten Regionen des Alls.

Hubble hat ein solches Gebiet aufs Korn genommen und einmal mehr grandiose Bilder geliefert. Die Aufnahme vom Nebel N83B, auch NGC 1748 genannt, zeigt eine recht kompakte Region in einem kleinen Teil unserer Nachbar-Galaxie – der Großen Magellan'schen Wolke. Diese Galaxie ist nur 165 000 Lichtjahre von der Milchstraße entfernt und lässt sich von der Südhalbkugel leicht mit bloßem Auge erkennen.

Hubble konnte beobachten, wie junge, massereiche und sehr helle Sterne in N83B gerade aus dem Schutz ihrer pränatalen Molekularwolke hervortreten. Solche schwergewichtigen Sterne sind nicht eben leicht zu beobachten, verbringen sie doch einen Großteil ihrer Jugend hinter eben diesen Wolken, die sie einst nährte. Außerdem entwickeln sie sich äußerst schnell, sodass die kritische Phase, die Hubble beobachten durfte, schwer zu finden ist. Es Bedarf schon eines hochauflösenden Teleskops, wie es Astronomen aus Frankreich, den USA und Deutschland mit Hubble nutzen, um Einblick in die Kinderstube zu erhalten.

Es zeigte sich, dass der harmlos aussehende Stern in der Mitte des Nebels, unterhalb einer hellen Region, 30-mal die Masse der Sonne besitzt und 200 000-mal heller als unser Zentralgestirn leuchtet. Dabei hat der große Strahlungsdruck des hell leuchtenden Himmelskörpers seine Nachbarregion offenbar fast leer gefegt und so eine riesige Blase inmitten der Gaswolke gebildet. Sie misst fast 25 Lichtjahre im Durchmesser, und Astronomen gehen davon aus, dass sie erst vor kurzem entstand – so etwa vor 30 000 Jahren, ein Wimpernschlag im kosmischen Maßstab.

Der heißeste Stern in N83B ist gleich um das 45-fache an Masse reicher als unsere Sonne und liegt inmitten der hellsten Region des Nebels etwas oberhalb des Zentrums. Dieser Bereich ist etwa zwei Lichtjahre groß. Der helle Schein und die kleine Ausdehnung sprechen dafür, dass es sich bei ihm um einen sehr jungen Stern handelt – den jüngsten in der Großen Magellan'schen Wolke.

Astronomen vermuten, dass der vom Zentralstern ausgehende kräftige Wind die Entstehung des jungen Sterns ausgelöst hat. Derartige kosmische Kettenreaktionen scheinen im Universum nicht ungewöhnlich zu sein. Gleich 20 junge, helle Sterne konnten die Wissenschaftler in dem Gebiet ausmachen, aber es ist gut möglich, dass noch viel mehr in der Großen Magellan'schen Wolke hinter Staubschleiern verborgen sind.

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