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Südostasien: Älteste Mumien der Welt wurden monatelang geräuchert

Jahrtausende vor den Ägyptern konservierten Menschen in Südostasien ihre verstorbenen Angehörigen. Dabei griffen sie zu einer Methode, die sich schon in der Kochkunst bewährt hat.
Das Bild zeigt zwei wissenschaftliche Abbildungen von menschlichen Skelettteilen. Links (A) ist ein vollständiges Skelett in einer gebückten Position im Erdreich zu sehen, möglicherweise eine archäologische Ausgrabung. Rechts (B) ist ein Schädel mit sichtbaren Rissen und Verfärbungen abgebildet. Beide Abbildungen bieten Einblicke in die menschliche Anatomie und archäologische Funde.
Die Leiche dieses jungen Mannes aus der chinesischen Proving Guangxi ist rund 7000 Jahre alt. Offenbar wurde er nach dem Tod zu einem festen Bündel verschnürt. Am Schädel fanden die Wissenschaftler Spuren von Feuereinwirkung.

Fachleute haben Hinweise darauf gefunden, dass Menschen bereits vor mehr als 10 000 Jahren ihre verstorbenen Angehörigen gezielt konservierten und dabei mumifizierten. Das schließen sie aus der Untersuchung von Hockerbestattungen, bei denen die Toten in eine sitzende Stellung mit stark angewinkelten Beinen gebracht und vermutlich durch Räuchern vor der Verwesung geschützt wurden, schreibt die Gruppe um Hsiao-chun Hung von der Australian National University in Canberra im Fachblatt »Proceedings of the National Academy of Sciences«.

Bestattungen dieses Typs traten in Südostasien zwischen 14 000 und 4000 Jahren vor heute auf. Damit reichen diese ältesten Hinweise auf gezieltes Mumifizieren mithilfe von Rauch mehrere Jahrtausende weiter zurück als die frühesten bekannten Mumien aus Ägypten oder anderen Kulturen, so die Forschenden.

Die Hockerbestattungen erinnern an Bräuche, die bis heute im Hochland von Neuguinea gepflegt werden. Dort trocknen einige Gemeinschaften die Leichname bedeutender Persönlichkeiten in sitzender Haltung über Rauch.

Um herauszufinden, ob die prähistorischen Überreste ebenfalls nach diesem Verfahren mumifiziert wurden, untersuchten die Wissenschaftler insgesamt 54 Bestattungen aus China, Vietnam und Indonesien. Von diesen Toten, die schließlich in der Erde bestattet worden waren, sind – trotz etwaiger Mumifizierung – heute nur noch Skelettreste übrig. An den Knochen zeigte sich allerdings, dass viele Überreste über lange Zeit schwacher Hitze ausgesetzt waren. Das werten die Wissenschaftler als Hinweis auf gezieltes Räuchern.

Angesichts der Parallelen zu heutigen Bräuchen liegt nahe, dass die Leichen in Form gebunden und bis zu drei Monate über einem schwelenden Feuer aufgehängt wurden. An manchen Körperpartien fanden sich auch Schnittspuren, die möglicherweise in dem Bemühen entstanden, die Leichname in die gewünschte Haltung zu bringen oder Flüssigkeiten abzulassen.

  • Quellen
Hung, H. et al., Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.2515103122, 2025

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