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News: Süße Heimarbeit

Sowohl im Tier- als auch im Pflanzenreich sind symbiotische Lebensgemeinschaften weit verbreitet. Eine Bienenart aus Amazonien erweist sich dabei als besonders clever.
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Für viele gehört Honig einfach zu einem guten Frühstück dazu. Ohne Bienen kämen wir jedoch nicht in den Genuss dieses süßen Naturprodukts, denn sie sammeln eifrig den dafür benötigten Blütennektar und speichern ihn in den Waben ihrer Nester. Damit haben uns die geschäftigen Sechsbeiner jedoch den größten Teil der Arbeit bereits abgenommen – den fertigen Honig müssen wir anschließend nur noch ernten.

Doch auch Insekten selbst machen sich das Prinzip der Arbeitsteilung zu Nutze: Viele Ameisen ernähren sich beispielsweise vom so genannten Honigtau, der zuckerreichen Ausscheidung verschiedener Blattläuse – sie "melken" sie regelrecht. Und auch Bienen nutzen die vermeintlichen Schädlinge als Rohstofflieferanten – aus dem süßen Sekret der Baumläuse produzieren sie Waldhonig.

Zwar ist diese 'Produktionsgemeinschaft' für Ameisen und Bienen überaus lohnend, doch um davon zu profitieren, müssen die arbeitsamen Insekten die Honigtau-Erzeuger jeden Tag aufs neue aufsuchen. Wie der Biologe João Camargo von der University of São Paulo herausfand, scheint dies für die von ihm entdeckte Bienenart überraschenderweise nicht zuzutreffen.

Die kaum einen halben Zentimeter große, in den Wäldern Amazoniens lebende Gattung Schwarzula spart sich den täglichen Weg zur Arbeit, denn sie hält sich ihre Zuckersaftlieferanten einfach im eigenen Heim. Die Bienen beherbergen Läuse der Gattung Cryptostigma in alten Raupenhöhlen- und Gängen von Bäumen und verfügen damit über eine nie versiegende Quelle an nahrhaftem Honigtau.

Doch Schwarzula profitiert nicht nur von den süßen Hinterlassenschaften der Läuse, sondern auch von deren Wachs, das die Bienen von entsprechenden Drüsen abschaben und für den Bau ihres Nestes verwenden. Diese günstige Alternative erspart ihnen die 'teure' Eigenproduktion. Auch die Läuse ziehen daraus ihren Vorteil: Würden die Bienen ihre Ausscheidungen nicht zum Eigenbedarf nutzen, würden sie in kürzester Zeit im eigenen Abfall ersticken.

Obwohl Schwarzula Nährstoffe wie Proteine oder Mineralien aus anderen Quellen wie beispielsweise Pollen oder menschlichem Schweiß beziehen muss, scheint die Beziehung zwischen dieser Bienen-Art und ihrer Läuse-Herde dennoch einzigartig und überaus eng zu sein, denn bislang fand Camargo die beiden Spezies stets in beiderseitiger Gesellschaft vor. Der Forscher vermutet, dass die Bienen ihre Läuse sogar mit sich herumtragen, wenn sie sich im Wald ausbreiten.

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