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Essstörungen: Süße Versuchung

Drang nach Schokolade stärker als Angst vor Schmerz
Schokolade
Nicht nur Stress und genetische Faktoren tragen zu Essstörungen bei, sondern auch vorübergehende Hungerphasen. Nun stießen Forscher vom Europäischen Zentrum für Hirnforschung in Rom auf einen möglichen Grund dafür – und zwar in den Gehirnen von Labormäuse, die sich auch durch Schmerzen nicht vom Naschen abbringen ließen.

Die Psychologin Rossella Ventura und ihre Kollegen trainierten Mäuse darauf, in einer von zwei Kammern nach einer Belohnung in Form von Schokolade zu suchen. Dann versetzten sie den Tieren ausgerechnet in dem Raum, wo die Leckerei lockte, schmerzhafte Elektroschocks. Die Mäuse mieden fortan die Schokolade und hielten sich vorwiegend in der anderen Kammer auf – außer jene, die zuvor einige Zeit lang kaum Futter bekommen hatten. Die Hungerleider suchten ungeachtet der drohenden Stromschläge weiter auf der "Schokoladenseite", und das, obwohl ihre Zwangsdiät schon seit Tagen beendet war und sie in ihrem Käfig wieder nach Herzenslust fressen konnten.

Allerdings ließen auch die hartnäckigen Tiere von der schmerzhaften Schokoladenjagd ab, nachdem die Forscher die Wirkung des Botenstoffs Noradrenalin im medialen präfrontalen Kortex (mPFC), einem Teil des Stirnhirns, chemisch hemmten. Dieser Neurotransmitter wird dort auch bei Drogensucht vermehrt freigesetzt. Laut der Forscher spielt Noradrenalin wohl auch bei manchen Essstörungen eine Schlüsselrolle, woraus sich neue Ansätze für die Therapie derselben ergeben könnten. (ja)

Latagliata, E. C. et al.: Food seeking in spite of harmful consequences is under prefrontal cortical noradrenergic control. In: Biomedical Central Neuroscience 11, 15, 2010

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